Hallo Kai,
meine bisherigen "Erfahrungswerte" mit Tests und Typenlehren sind: Ich hab einige in der Praxis und sogar für Geld besorgt, aber bisher noch nie wirklich genutzt. Das liegt daran, dass ich immer subjektiv den Eindruck hatte, es würde den Rapport zum Klienten stören, wenn ich sozusagen "technische" formalisierte Fragen stelle und später diese auswerte. Richtig ist, dass man gerade beim Erstgespräch sämtliche "Kanäle" offen halten sollte als Therapeut. Es gibt eine Vielzahl von Signalen, die der Mensch der dir gegenübersitzt aussendet, mal ganz abgesehen von den inhaltlich oft recht verworrenen (besonders bei Beziehungskrisen) Geschichten, die man erzählt bekommt. Das Gesamtbild ist entscheident: manchmal ist der Klient widersprüchlich, unstrukturiert, sehr zurückhaltend beim ersten Kennenlernen. Aber vertraue drauf, dass das Wichtigste, was du beim ersten Treffen tun musst, ist: dem Menschen einen Raum geben zum sprechen, zum erzählen und deine "einzige" (aber sehr schwere) Aufgabe ist es erst einmal nur zuzuhören, auch auf das zwischen den Zeilen.
Ich kann verstehen, dass besonders am Anfang der Praxistätigkeit, Unsicherheit besteht, unsicher, ja fast ängstlich
war ich weiß Gott auch beim Hereinkommen meiner ersten Klientin in meine Praxis und ich war auch gut vorbereitet mit ca. 20 Fragen, die ich stellen wollte, inklusive einigen Tests in petto. Das Ende vom Lied war : eine Frage meinerseits und 2 Stunden reden, reden,reden meiner ersten Klientin. Und ich saß da mit meinen Blättern und war fasziniert von der "Magie" des natürlichen Gesprächsflusses. Ich wollte das Reden nicht unterbrechen und am Anfang sollte man sich mit sehr invasiven Fragen und auch technischem Kram wie Tests zurückhalten, so meine Meinung. Erst mal den "Draht" zum Klienten finden...
Wenn man den Klienten dann länger kennt und er immer wieder kommt, dann kann man das ganze Repertoire von Techniken/Übungen und Methoden, die man beherrscht anwenden, dann sind Tests sicher auch o.k., wenn man als Therapeut denkt, dass dieser mit seinem Ergebnis deine therapeutische Intervention beeinflussen wird.
Liebe Grüße
Hildegard