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Schamanismus in der modernen Heilpraxis

Carola Seeler

Aktives Mitglied
Heilpraktiker
Ort
Lübeck
Therapien
Coaching/Beratung/Seminare/Workshops - Krisenmanagement, Stressbewältigung, Interkulturelle Kompetenz - AT, PMR und Meditation
Status
HPP
Heute möchte ich einmal einen Themenbereich ansprechen, von dem ich vor ein paar Jahren nicht im Traum geglaubt habe, dass er in der modernen Heilpraxis etwas zu suchen (und zu finden) haben könnte. Hat er aber. Ich spreche vom Schamanismus oder für unsere Welt eventuell adäquater ausgedrückt: vom schamanischen Arbeiten. Schamanismus ist in aller Munde und schnell hört man: ja, das und das kommt "vom Schamanismus her". In gewisser Weise haben diese Menschen wohl Recht, und zwar dann, wenn wir von einer direkten linearen Entwicklung vom Schamanismus hin zur modernen Psychotherapie oder zur modernen Medizin ausgehen. So einfach ist die Sachlage aber nicht, und wenn wir „das, was einmal war“ (und heute noch in vielen Kulturen so ist), dem gegenüberstellen „das heute bei uns so ist“, dann erhalten wir eine spannende Gemengelage . Jeder Mensch, der für sich oder andere Menschen Heilung sucht, besonders, wenn es sich um seelische Fragen und/oder Erkrankungen handelt, kann schamanische Praktiken sinnvoll einsetzen – wenn er denn kann und wenn er (oder sie) schamanisches Arbeiten von modernen psychotherapeutischen Maßnahmen abgrenzen kann. Das wiederum bedeutet, dass er/sie auch die wesentlichen Kriterien, Risiken und Nebenwirkungen der modernen Medizin kennen muss. Was also unterscheidet Schamanismus von moderner Psychotherapie oder Heilkunst ganz allgemein, was können Archetypen mit all dem zu tun haben und wie genau können wir uns schamanische Techniken zu Nutze machen?

Wir modernen Menschen sind in den letzten 30.000 Jahren einen weiten Weg gegangen – den längsten innerhalb der letzten 2000 Jahren, den prägnantesten während der letzten 100 Jahre. Es hat ein hoher Grad an Individualisierung stattgefunden und in den letzten Jahrhunderten auch der Vereinzelung und der Rationalisierung. Der Einzelne sieht sich und sein “Ich“ in eindeutiger Abgrenzung zur Außenwelt. Gelingt ihm das nicht, ist er krank. Sein „Inneres“ ist privat und es ist in dem Maße real, wie er es im Außen von Körper und Geist erlebt. Der Schamane hingegen bezieht sich nicht auf das OFFEN-sichtliche, sondern auf das dahinter Verborgene; er sucht die wahre Natur der Dinge. Das umso mehr, als dass in einer Gesellschaft, in der der Einzelne nur als Teil des Ganzen, des Clans, der Sippe zu sehen ist, und ein Verrücken von Kräfteverhältnisse nicht nur mittelbar, sondern auch unmittelbar auf die Kraft des gesamten Stammes Einfluss hat. Für die „alten Schamanen“ war die nichtalltägliche Wirklichkeit nur eine andere Ausdrucksform von Realität, will sagen, die Welt der Ahnen, Hilfsgeister, Krafttiere und geistigen Helfer war/ist für sie eine reale. Der Psychotherapeut von heute spricht vom Unbewussten. Die anderen Welten liegen also „nur“ in uns verborgen. Es ist der Ansatz, in dem sich diese Verfahren grundlegend unterscheiden, und aus dem heraus sich unterschiedliche Arbeitswege und –weisen entwickeln. Dabei sind diese sich eigentlich gar nicht so fremd. Wer sich grundsätzlich einmal über Schamanismus "schlau" machen möchte und dessen Anwendbarkeit im westlichen Raum, kann ich folgende Bücher empfehlen:

Schamanismus und Psychotherapie von Winfried Picard (sehr anwendungsbezdogen)
Der Schamane in uns von Paul Uccusic ( aus der Sicht der Schamanen in unsere Zeit geschaut...)
Hexen, Schamanen und Priesterinnen im Wandel der Zeit von Carola Seeler (ein kleiner praktischer Leitfaden durch die Begriffsirrungen und -definitionen)

Falls jemand hier Lust hat, sich einmal grundlegend und doch praxis- und anwendungsorientiert und abseits „geheimnisvoller Magie“ mit dieser Thematik auseinanderzusetzen: Mit meinem Partner zusammen biete ich am 11. und 12. 8. ein solches Seminar über Paracelsus in Tübingen an. Freie Plätze sollte es noch geben. Ich hätte aber auch große Lust, einmal einen Workshop zu diesem Thema auf eher privatem Boden im Raum Bonn durchzuführen…oder einfach nur im Forum zu diskutieren. Das Thema ist IMO hochspannend und meiner Meinung nach „verschenken“ wir viel zu viele Möglichkeiten, heilsam zu arbeiten, OHNE dabei gleich den Boden der Professionalität verlassen zu müssen
 
Wer zwischen Schamanismus und Psychotherapie eine Spaltung sieht ist bedürftig und braucht tröstende Zuwendung um das Ganze erfahrbar zu machen.
 
meiner Meinung nach „verschenken“ wir viel zu viele Möglichkeiten, heilsam zu arbeiten, OHNE dabei gleich den Boden der Professionalität verlassen zu müssen

Unterschreibe ich zu 100%! Ich könnte deinen Artikel genauso reinschreiben und das Wort Schamanismus durch Spiritualität ersetzen. Dies umfasst schamanistische Methoden ebenso wie andere Geistheilungsmethoden.
Ich finde, dass die Arbeit an der Psyche ganz eng gebunden ist an Arbeit an der Seele und dies bedarf den Mix aus Methoden des psychischen UND seelischen Sektors.
Alleine bei der Trauerarbeit gibt es nichts heilsameres als die Möglichkeiten des spirituellen Sektors in seine Arbeit hinzuzufügen.
Ich habe lange gebraucht um die Angst loszuwerden die "seriösen Patienten" damit zu verschrecken :)
Es steht und fällt eben auch damit, wie wir umgehen mit solchen Methoden. Ich habe durchweg bodenständige Patienten, den Gurusuchern bin ich zu normal :D

Dir ein gutes Seminar! :)
 
Ich möchte von Herzen beide Beiträge unterschreiben, von A-Z! Und auch ich habe diese Erfahrung:
Ich habe durchweg bodenständige Patienten, den Gurusuchern bin ich zu normal
und das ist gut so, so fühle ich mich wohl dabei. :)
 
Ich kann dem auch nur aus vollem Herzen zustimmen.

Liebe Grüsse Ortrud

P.S. ich wünsche auch ein wunderschönes Seminar
 
Huhu,

bin gerade von Familie umzingelt und irgendwie geht dann gar nix mehr :), meine sowas wie "sinnvolle Gedanken" wollen nicht wirklich in den Kopf......aber soviel doch: danke für die Rückmeldungen und die wünsche für das Seminar
. Finde ich doch die thematik hoch spannend. Gerade auch an der Schnittstelle "KIP" zu schamanischen Reisen oder auch dem moderneren shamanic counseling. Dieses Verfahren, von Michael Harner so genannt, arbeitet mit dem Ziel, dem Patienten oder Klienten die Fertigkeit zu vermitteln, selbst eine schamanische Reise in die andere wirklichkeit zu unternehmen, um sprituelle Kraft und/ode hilfreiche Erkenntnis bzw. Einsicht für sich selbst zu gewinnen. Der Klient/Patient wird auf diesem Weg- Schritt für Schritt - sein eigener Schamane. Aber auch die schamanishe Reise, die ein Schamane FÜR seinen Patienten /Klienten unternimmt, ist ein Konzept, dass von gängigen pschychotherapeutischen Wegen abweicht, aber dennoch seinen Platz in therapeutischen Konzepten haben sollte - meiner Meinung nach.

@Ute: Das würde mich schon einmal sehr interessieren, wie ihr diese Verfahren miteinander verknüpft in eurer Praxis???;). Ich schau mir mal die homepage an ;)

@Kim: Interessant wie du zwischen Psyche und Seele unterscheidest. Wo siehst du den Unterschied??

Interessierte Grüße

...und hier kommt ein zweijähriger....NEIN der PC ist mei....OK..und

Tschüß
Carola
 
Hallo Carola!

-Die Psyche beinhaltet für mich das Unbewusste, alles was der Mensch in diesem Leben erlebt hat, ob er es bewusst erinnert oder nicht.

-Die Seele beinhaltet für mich das Wissen um das "Große Ganze", um alles was die Seele je erlebt hat.

Natürlich verschwimmen die Behandlungen der beiden Ebenen. Ich mache den Unterschied, da die eine Ebene Psychotherapie ist und die andere Geistheilung etc. umfasst.
 
Hallo Kim,

danke für dein feedback :)

LG
Carola
 
Gerne Carola :) Wie gesagt, verschwimmen die beiden Behandlungsformen in meiner Praxis, aber vom Grundsatz her ist es so vielleicht leichter zu erklären. Wenn wir vom Körper, Geist und Seele sprechen, haben wir ja auch Seele und Geist (=Psyche?) getrennt aufgezählt. Also sollte sie auch mitbehandelt werden. Und der Schamanismus ist eine tolle Möglichkeit dazu :)
 
Moin Kim,

siehst du, da geht es schon los ;): der Geist...Körper und Seele (klingt für mich ein bißchen wie "Vater, Sohn und Heiliger Geist" ;) und ja der Begriff "Geist" ist ja mehrdeutig und unterschiedlich interpretiert. Zum einen beschreibt er ganz pauschal die die kognitiven Fähigkeiten des Menschen. Zum anderen stellen sich viele Menschen unter einem Geist (auch dem Heiligen) ein körperloses Wesen vor ,welches dennoch häufig menschenähnliche oder wesenähnliche Züge hat. PSYCHE mit Geist zu umschreiben? ??;)
Seele? Im heutige Sprachgebrauch wird Seele oft gleich Psyche angenommen; sie beschreibt somit ALLE Gefühlsregungen und geistigen (-> kognitiven) Fähigkeiten. ABER: Es gibt ja noch den spirituellen Bereich, und in diesem wird unter Seele eher etwas Immaterielles verstanden, etwas "die Zeiten Überdauerndes" (siehe: die Annahme von der "Unsterblichen Seele", die zu retten in vielen Religionen wichtiger ist als "Körper und Geist" UND die menschliche = körperliche Psyche). In den "alten" indigenen schamanisch orientierten Kulturen ist der "spirit" der Geist = die Kraft = die Seele, die Allem in der Natur inhärent ist. Das heißt: alles ist belebt, alles ist beseelt. Seelen(an-)teile können nun verloren gehen oder in die Irre, sich am falschen Platz befinden und/oder ihre Kraft verlieren. Und hier einzuwirken, ist eine - unter anderen - Aufgabe eines Schamanen.

Dies nur ein kleiner Versuch, selbst im weiten Raum der Begrifflichkeiten nicht durcheinander zu kommen. :)

Liebe Grüße
Carola
 
Für mein Verständnis ist die Seele (Höheres Selbst) das, was nicht "krank" sein kann, jedoch sehr wohl die Psyche. Da gehe ich für mich in etwa konform mit Kim.
Seelenanteile zurückzuholen bzw. zu reintegrieren (weil sie ja nicht wirklich "weg" sind) ist nicht nur eine Aufgabe der Schamanen, sondern jeglicher Geistheiler.
Das kann nur verschiedene Bezeichnungen haben, im Endeffekt bedeutet es aber immer, abgekapseltes Potential wieder zu befreien und zu integrieren.
Selbst in der Craniosacraltherapie spricht man von Energiezysten und für mich bedeutet es dasselbe.
 
@ Carola: Ach ich glaub so ein Durcheinander ist das gar nicht. :) Wir beschreiben ähnliches nur sind unsere Auffassungen von Geist unterschiedlich, macht aber nix. Denn eins sehen wir, glaube ich, gleich: Neben der psychotherapeutischen Behandlung ist eine spirituelle Behandlung manchmal mehr als sinnvoll. :) (Ich habe jetzt extra spirituell gesagt, weil da für mich alle möglichen Stilrichtungen hineininterpretiert werden dürfen, z. B. auch der Schamanismus).

@ Corinna: jo :)
 
Huhu Corinna: gebe dir völlig recht, besonders, was das "weg" von Seelenanteilen betrifft ;).

@Kim: auch dir kann ich zustimmen ;)........vielleicht noch eine Ergänzung aus meinem Verständnis heraus: Man kann auch schamanisch psychotherapeutisch arbeiten, wenngleich Ansatz und Umsetzung von modernen anerkannten Formen abweichen. Gleichwohl ist IMO die schamanische Arbeit immer auch eine spirituelle, weil die Vorstellung von Welten und Beseeltheit etc. im schamanischen Denken und Handeln eine andere ist als die in der modernen Medizin und Psychotherapie..wobei auch viele moderne tranceinduzierte Verfahren diesem Verständnis schon wieder näherkommen. Ja, auch die Craniosakrale Therapie passt in dieses Muster...

Liebe Grüße
Carola
 
Es sind alles Begrifflichkeiten die bei verschiedenen Menschen unterschiedlichen Assoziationen auslösen aber letztlich ist es immer gleich, es geht um Leben und Tod.
Welche Glaubensinhalte damit verbunden sind ist bei jeder Persönlichkeit individuell verschieden und zu erfragen wenn es für die Behandlung von seelischen Störungen relevant ist.
Ob Apparat oder Trance, es sind zwei Seiten der selben Medaille.
 
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