Ich will da weder die Ärzte noch die HPs beurteilen, jedoch werden SSRIs auf Grund der Serotoninhypothese eingesetzt - soweit ich mich recht erinnere wird innerhalb des neuralen Spaltes die Serotonin Konzentration erhöht. Ich denke da ist viel Theorie dabei und vermutlich hat man eben in der Praxis eine starke Placebowirkung.
Es stimmt, dass noch keiner so recht weiß, was genau sich da drin abspielt. Sicherlich wird es bei vielen Menschen eine Placebowirkung geben, jedoch nciht in dem Maß, wie Du Dir das jetzt vorstellst. Gerade weil sich die meisten Frauen (ich spreche jetzt eben von den Frauen mit PPDoder sogar PPP, deren Geschichte ich kenne, da es das Thema ist, mit dem ich am Besten vertraut bin) mit Händen und Füßen gegen eine Einnahme eines ADs wehren, ist ein Placeboeffekt so gut wie nicht möglich. Es ist nicht die Angst vor dem Meidkament an sich, sondern vor dessen Nebenwirkungen (von denen wir gesprochen haben).
Zum andern bitte ich Dich zu beachten, dass ich von leichten und mittleren Depressionen gesprochen hab.
Bei mir wurde eine mittelschwere Depression und Angsstörung diagnostiziert. Auch ich war bei einer klassischen Homöopathin, wurde mit Kinesiologie behandelt, habe drei Jahre lang dahinvegetiert, weil nichts geholfen hat. Erst ein SSRI hat mich wieder ins Leben zurück gebracht (ich hatte das Medikament 6 Wochen bei mir zu Hause liegen und habe es nicht angerührt, bis die Lage fast eskaliert wäre. Ich habe an NW in den ersten Tagen leichte Übelkeit und Kopfschmerzen gehabt. Das war's. Die meisten Patientinnen berichten in etwa dasselbe, wobei es natürlich auch heftige Reaktionen geben kann, was ein anderes AD nahe legt.) Das konnte aber eben nur der erste Schritt sein. Als die Panik, die Apathie weg war, konnte ich mit der eigentichen Arbeit beginnen. Und genauso hat es sich bei dem Großteil der ebenfalls betroffenen Frauen verhalten.
Ich habe die Diskussion häufig mit Menschen mit Zwangsstörungen geführt bei denen die Dinger ja auch wirken sollen und ich finde da eine ähnliche Überzeugung. Es gibt dort aber auch ausreichend Leute denen die Dinger nicht helfen oder nur über einen begrenzten Zeitraum.
Ja, das entspricht sicherlich der Wirklichkeit. Wenn ein AD nciht wirkt oder es zu heftige NW erzeugt, dann ist sehr oft ein anderes Präparat angezeigt. Ein Großteil der Frauen mit PPD zeigen Zwangsstörungen. Ein Teil der ADs wirkt auch auf diesen bereich. Aber wie gesagt, es ist nicht einfach, gleich auf Anhieb das AD zu finden, das passt.
Es ist natürlich sau schwierig was zu Deinen Erfahrungen zu sagen vor allem da Du nichts über den Schweregrad erzählst. Aber ich habe auch schon Leute paradox auf AD reagieren sehen und das war kein spass.
Wie gesagt, mittelschwer. Und ja, es ist durchaus nicht lustig, wenn Menschen so extrem reagieren. Ich kenne da einige sehr dramatische Fälle, die leider in den Kliniken durch willkürliche Medikamentengabe noch verschlimmert wurden...als ob man Experimente mit ihnen machen würde, um zu sehen, wie sie auf dieses und jenes reagieren...
Ich sehe das Problem darin, falls die Depression überhaupt diagnostiziert wird, dass einfach zu schnell zu AD gegriffen wird und nicht andere Optionen erst einmal ausgespielt werden, wie Sport, Lichttherapie, Ernährungsumstellung, Ausleitungsverfahren u. Homöopathie oder was auch immer.
Absolut meine Meinung.
Schwere und schwerste Depressionen sind da ne ganz andere Baustelle.Yep.
Dem wage ich zu widersprechen - ich hatte neulich erst Kontakt mit jemanden der mir klar und deutlich von Selbstmordgedanken erzählte - die er vor der Einnahme und nach dem Absetzen nicht hatte - die Depression ist bei ihm nach einer Woche von alleine verschwunden.
Eine Depression, die nach einer Woche von selbst verschwindet, ist keine Depression, sondern höchstens eine depressive Verstimmung. Warum da ein AD gegeben wird, weiß wohl nur der verantwortliche Arzt. Wobei wir wieder bei der Kompetenz wären.
Und ich halte das Brustkrebsrisiko um den faktor 7 erhöht für eine beträchtliche Nebenwirkung
Sicher, da widerspreche ich nicht. Trotzdem wirst Du, wenn Du akut in einer Depression steckst, möglichst alles versuchen, um der Eisenhand zu entkommen (wenn Du noch soviel Willensstärke hast, aber sterben will im Prinzip keiner, nur nicht so weiterleben). Und in dem Moment interessiert Dich ein erhöhtes Brustkrebsrisiko herzlich wenig. Zumal die meisten Frauen ja auch die Pille nehmen, und nicht mal da Bedenken haben.
Ich hatte sicherlich nicht zu mehreren hundert kontakt aber es waren schon ein paar - vor allem legten einige an Gewicht zu was gerade für frauen häufig neues Leid bedeutet - und natürlich auch Einschränkungen in der Sexualität (ich will jetzt nicht werten ob das an den SSRIs liegt oder an der Depression) aber beides hat auch Auswirkungen auf die Partnerschaft.
Ja, das ist durchaus verbreitet. Viele Frauen haben da große Probleme damit, abr auch hier stellt sich wieder die Frage: was ist mir lieber - einige Kilo zuviel, die ich, wenn ich gesund bin auch wieder loswerden kann, oder in der ewigen Nacht zu leben. Du kannst gerne mit unseren Ehemännern sprechen, die werden Dir gerne Auskunft darüber geben, was stärker belastend ist für eine Partnerschaft: die Frau, die man nicht mehr erkennt, weil die Depression sie so völlig verändert hat, das ständige Weinen, apathische Dasitzen, die Panikattacken, der Wahnsinn der Zwangsgedanken etc. oder temporäres Übergewicht.
Wir reden hier aber von schweren Depressionen oder?
Wir reden hier von Depressionen ab mittlerer Schwere.
Meiner bescheidenen Erfahrung nach - ist es nicht die Angst vor den AD die hemmt, sondern die Angst schwach zu gelten. Auch die Angst vor dem Stempel "Nicht normal" schürt die Angst sich konsequent behandeln zu lassen. Ich merke eher dass die Leute ein AD tolerieren, weil man damit seine "Verrücktheit" vor der Umwelt besser verstecken kann. Das kann natürlich nicht die Lösung sein. Ich denke dass es wichtig ist auch für sich selbst erstmal Akzeptieren zu können, dass man nicht normal ist - und nicht nur ein Problemchen hat gegen das es Pillen gibt. Ich denke erst dann kann man ansetzen Lösungen zu finden.Das habe ich stets anders erfahren, siehe oben. Die Umwelt sagt Dir, es sei nicht nötig, sich behandeln zu lassen, das wäre nur was für Verrückte à la "Einer flog über's Kuckucksnest. Die Betroffenen selber möchten schon, aber sie haben solchen Horror vor den Nebenwirkungen, die dann aber erfahrungsgemäß meist sehr mild ausfallen. Wohlgemerkt, es gibt Fälle, die machen die NW ganz anders druch.
Wenn es einem so richtig dreckig geht - sehe ich für meinen Teil "Hirnschrittmacher als vorteilhafter zu SSRIs, weil eben die schwerwiegenden Nebenwirkungen eher nicht auftreten. Obwohl man sich natürlich mit nem Hirnschrittmacher mehr anfreunden muss.
Ja, anfreunden, ist das richtige Wort. Und das sagst Du dann jemanden, der schon bei dem Wort Antidepressivum abdreht. Ich sehe das nicht unähnlich, wie gesagt, ich wäre die erste, ach Quatsch, alles wären die ersten, die sich sofort auf eine gute Alternative zu den ADs einlassen würden. Aber ein Hirnschrittmacher ist nun auch nicht der allereinfachste Weg, leider, und wiederum etwas für die wirklich schweren Fälle, die auch noch rezidiv sind. Bei einer "normalen" Depression (und da auch einer PPD) stehen die Chancen auf Heilung sehr gut. Deshalb nehmen die meisten das AD eben nur temporär, mehrere Monate, auch mehrere Jahre, aber immerhin.
Ich gebe Dir mit den Therapieplätzen und den Wartelisten bei Psychiatern recht - das ist untragbar.
Jedoch sollte man von Therapeutischer Seite auch immer im Blick haben, ob man nicht versucht den Satan mit dem Teufel auszutreiben.
Ja, das ist richtig. Aber da liegt es eben auch wieder an den Ärzten/Therapeuten. Sehr viele haben entweder kein Interesse, oder keine Ahnung, oder beides.
Ich würde weder als Therapeut noch privat jemanden seine "Happy-Pills" ausreden wollen - das ist einfach zu gefährlich.
Ja, das ist es wirklich. Mein Papa war schwer depressiv, dazu Alkoholiker mit diversen dazugehörigen Organschäden, außerdem musste er aufgrund eines operativ entfernten Hirnaneurisma Markumar nehmen. Meine Cousine (Altenpflegerin) und ihr Mann (Allgemeinarzt) haben ihm eines Tages alle Medikamente bis auf das Markumar und die Bluthochdrucktabletten genommen und weggeworfen und gesagt, er müsse mit dem Zeug aufhören. Eine Woche später war mein Papa tot. Das plötzliche Absetzen ohne Ausschleichen hatte einen enormen Anstieg des Blutdrucks zur Folge, er wurde extrem nervös und aggressiv und ist schließlich an einer Hirnblutung gestorben. Hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, wäre er vielleicht noch am Leben, wer weiß, aber sicherlich wäre er nicht an den Absetzerscheinungen und deren Auswirkungen gestorben. Damals dachten wir halt auch, das sind Leute vom Fach, die wissen, was sie tun. [/QUOTE]
Nochmal in aller Deutlichkeit: ich bin so ziemlich der skeptischste Mensch, was Ärzte und Schulmedizin angeht, und das nicht erst seit gestern. Trotzdem gibt es Dinge in der Schulmedizin, die sehr hilfreich sind, wenn sie richtig eingesetzt werden. Dazu zähle ich z.B. Antibiotika (in angebrachten Situationen) und auch ADs (ebenfalls in angebrachten Situationen). Gibt es ein gesundheitliches Problem, so suche ich zuerst nach einer naturheilkundlichen Lösung (sonst würde ich kein HP werden wollen), die es in den allermeisten Fällen auch gibt. Wenn ich aber keinen zufriedenstellenden Weg dort finde, muss ich auf etwas anderes zurückgreifen, auch wenn ich das nicht super finde. Aber ich habe manchmal nicht unbegrenzt Zeit, weiter nach alternativen Heilwegen zu suchen, und muss handeln, bevor Schlimmeres passiert, und sei es nur, um den Fortschritt der Erkrankung zu bremsen oder zu stoppen, damit ich wieder Zeit gewinne. Das kann ein Antibiotikum sein, wenn die Situation lebensbedrohlich wird, und das kann ein AD sein, weil es auch hier oft um Leben und Tod geht.
Noch eines, bitte: ich verkaufe hier nicht meine eigene Erfahrung als allgemeine Weisheit, sondern ich spreche von nachweislichen Erfahrungen sehr, sehr vieler Frauen. Die ziemliche Uniformität, wie die Krankheit auftritt und wütet, und die Reaktionen der Frauen darauf, ihre Entwicklung mit und ohne AD, all das würde ich durchaus als repräsentativ bezeichnen.
Ich bin mir absolut im Klaren darüber, dass niemand, der nicht schon mal eine richtige Depression erleben musste, sich auch nur annähernd vorstellen kann, wie es da in einem aussieht, deshalb ist es für Außenstehende, auch Ärzte /HP/Therapeuten allgemein sicher schwierig, solche Situationen gut zu beurteilen.
LG,
cherry