Hallo Rudolf,
du schreibst:
klingt alles sehr spezielle und sehr aufwendig (Wildkräuter, alles ohne Gewürze, nur essen, was der Körper gerade mag usw.). ...Bei den meisten Patienten würde dies schlicht an den Möglichkeiten (zeitlich, Bezugsquellen etc. ) scheitern.
Na, ganz ehrlich, ich habe früher, als ich noch "normal" gegessen habe, viel mehr Zeit für meine Ernährung investiert, wie heute. Wenn man sich nicht jeden Tag ein Fertiggericht in die Mikrowelle schiebt, ist der Zeitaufwand für die Zubereitung der diversen Gerichte, einschließlich der anschließenden Reinigung der verwendeten Utensilien doch beträchtlich.
Ein kleinere Spaziergang an der frischen Lust, um sich Wildkräuter zu pflücken, ist dagegen ein Klacks.
Das Einkaufen ist ruckzuck erledigt, weil man nämlich nur bei Frischwaren nachzuschauen braucht, einen Großteil bekomme ich allerdings auch direkt nach Hause von Tropenkost-Versendern geliefert.
Das funktioniert in einer Kurklinik (vielleicht) und für Menschen, die sich sehr viel Zeit für ihre Ernährung nehmen.
Das mit der Kurklinik ist eine gute Idee, weil sich viele Menschen gar nicht vorstellen können, wie denn eine rohe Enährung überhaupt aussieht. Es ist auf jeden Fall nicht so, dass man das, was man gekocht isst, einfach roh verzehrt. Getreide und Kartoffeln, die einen Hauptanteil der gekochten Ernährung ausmachen, gehören entweder gar nicht dazu oder nur zu einem sehr geringen Anteil. Der Mensch ist eben von Natur aus kein Grasesser und genau wie du halte ich sehr wenig von Frischkornbreien.
Unserer Vorfahren haben sich primär von Wurzeln, Kräutern - UND Fleisch ernährt. Die meisten Feldfrüchte sind vergleichsweise moderne Entwicklungen (Paprika, Tomate, Aubergine, Kartoffel & Co. gibt es erst seit ein paar Hundert Jahren). Auch Getreide ist erst vergleichsweise kurz auf unserem Ernährungsplan - und wurde/wird nirgends roh gegessen. Selbst Wildgetreide wird von Naturvölkern vermahlen und z.B. als Fladen gebacken.
Früchte gehörten auf jeden Fall auch zum Speisezettel unserer Vorfahren. Zu einer rohen Ernährung gehören für mich auch tierische Lebensmittel, ich gehöre nicht zur veganen Fraktion. Ich habe sehr viel Lehrgeld bezahlen müssen, bevor ich das verstanden habe.
Wer sich längere Zeit roh ernährt, bevorzugt weniger die gezüchteten Gemüsesorten sondern immer mehr Wildformen. Die schmecken einfach besser und sind zudem gehaltvoller.
Zum Thema Getreide gäbe es noch viel zu sagen, manche bezeichnen es als es als Opium fürs Volk:
http://wiki.allesroh.de/w/images/7/7a/GetreideOpiumFuerDasVolk.pdf
Ich lasse jedem seine Ernährung, wenn sie ihm oder ihr gut tut
Dass die Ernährung einen großen Einfluss auf unseren Gesundheitszustand hat, ist mittlerweile bekannt. Wenn also jemand mit gesundheitlichen Problemen um Rat fragt, schaue ich mir auch seine Ernährungsgewohnheiten an. Manchmal reichen schon kleine Änderungen, um den Menschen weiterhelfen zu können.
Es muss nicht immer gleich die komplette Umstellung auf 100% Rohkost sein.
Ich persönlich kann mir jedenfalls nicht mehr vorstellen, anders zu leben. Es ist mein Weg und es macht mir Freude, ihn zu gehen, auch wenn er manchmal nicht einfach ist. Nicht vergessen darf man nämlich, dass das Essen nicht alles ist im Leben. Deswegen hast du vielleicht auch genug kranke Natur- und Rohköstler in deiner Praxis.
Mir gibt die Rohkost die Kraft, die ich brauche, auch mit den täglichen Problemen besser fertig zu werden und dafür bin ich jeden Tag aufs neue dankbar.
Liebe Grüße
Susanne