Rechtsschutsversicherung- wirklich nötig?

[Jorinchen]

Hallo, liebe Mitglieder.
Ich bin nun seit 4 Jahren in eigener Praxis tätig und schaue in diesem Jahr mal kritisch auf das Thema "Ausgaben wegen Sicherheitsdenken". Dabei sprang mir meine Berufsrechtsschutz mit immerhin fast 400€ jährlich ins Auge. Wie und in welchen Fällen habt ihr die RS (Rechtsschutzvers.) bisher gebraucht? Alles, was mit bisher unterkam und wofür ich Rechtsbeistand hätte nutzen können (Klient zahlt nicht, Klient fühlte sich falsch behandelt) konnte ich unbürokratisch und persönlich klären...Was macht die Rechtsschutz für Euch wichtig/ unwichtig? Ich danke Euch im Vorfeld für Eure Antworten!
Herzliche Grüße aus Nordhorn,
Jorina ter Horst

 

[Henry.H]

Genau aus diesen Gründen - Forderungsstreitigkeiten sind ohnehin ausgeschlossen - habe ich keine Berufsrechtschutzversicherung. Allerdings privat eine Privat- und Verkehrs-RSV.

 

[Jorinchen]

Henry, Danke! Und ich stutze direkt: Forderungsstreitigkeiten sind ohnehin ausgeschlossen? Da kann man mal sehen, wie schlecht ich informiert war zum Zeitpunkt der Versicherungsabschlusses! Ich bin blind vom Gegenteil ausgegangen :-0

 

[Henry.H]

Ja, sogar alle Streitigkeiten aus Verträgen mit Kunden/Patienten und Lieferanten sind ausgeschlossen.
Die Aufklärung darüber wäre allerdings Aufgabe des Vertreters gewesen.

 

[tigs]

Allerdings privat eine Privat- und Verkehrs-RSV.

Die habe ich auch nicht mehr. Nachdem es in mehreren Situationen (in den 90er Jahren) vorgekommen ist, dass die RSV nicht passte, habe ich genau geguckt wofür sie passte und mich dagegen entschieden.

Wir sind in D eine Angstgesellschaft, die sich gegen/für alles Mögliche versichern möchte. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass immer weniger tatsächlich versichert ist...
Ich halte es für wichtiger sich seinen Ängsten zu stellen und dann zu gucken, was tatsächlich sinnvoll ist (was natürlich beinhaltet wirklich zu prüfen was denn versichert ist).
Ich will jetzt hier auch keine Diskussion lostreten, wo jeder seine Aspekte, Vorbehalte, Ängste etc. auf den Tisch legt.
Wir sind auch nicht dafür da, bei Anderen Ängste zu schüren...
oder vorhandene Ängste für unnütz oder irreal abzustempeln.
Ich möchte es nur als einen Punkt anführen, der es lohnt anzugucken

Ich habe hier in F eine private RSV für alles was das Wohnen hier angeht.
Die schließt dann aber D aus...
...so dass ich bei einem Streit mit unserem Bauunternehmer doch wieder so da stand...
Die RSV hier habe ich abgeschlossen, weil unsere damalige Finanzierungsbank darauf bestand...

...inzwischen ist umfinanziert und ich könnte diese auch kündigen.
Muss mal gucken, wann die Kündigungsfrist fällig ist

 

[Henry.H]

Mir hat die RSV mal die Existenz gerettet (Verkehrsunfall). Die von denen übernommenen rd. 50.000 DM hätte ich damals nicht ohne weiteres zur Durchsetzung meiner Schadenersatzansprüche selbst zahlen können.

 

[steffi7]

@tigs: Du möchtest also gern deinen Standpunkt darlegen (hast du ja gemacht), aber "keine Diskussion lostreten, wo jeder seine Aspekte, Vorbehalte, Ängste etc. auf den Tisch legt". Klingt nach "ich sag euch jetzt mal, wie ich das sehe, aber kommt mir bloss nicht mit Gegenargumenten".

Und nebenbei, ich habe ebenfalls positive Erfahrungen mit der RSV im Bereich Verkehrsrechtsschutz. Vielleicht siehst du die Sache ja auch anders, wenn dir jemand an einer roten Ampel hintendrauffährt, die Sachlage und Schuldfrage klar ist, und 2 Wochen später plötztlich ein angeblicher Mitfahrer (der während des Auffahrunfalls offenbar eine Tarnkappe trug) der gegnerischen Partei auftaucht, der "schwört, die Ampel wäre grün gewesen".

 

[tigs]

Du möchtest also gern deinen Standpunkt darlegen (hast du ja gemacht), aber "keine Diskussion lostreten, wo jeder seine Aspekte, Vorbehalte, Ängste etc. auf den Tisch legt". Klingt nach "ich sag euch jetzt mal, wie ich das sehe, aber kommt mir bloss nicht mit Gegenargumenten".

Nein, dann ist das falsch rüber gekommen.
Ich wollte keinen Standpunkt unterdrücken, sondern das breittreten von Vorbehalten/Ängsten etc. vermeiden.
So wie es oft auch bei der Impfdiskussion o.ä. auftritt.

So wie Henry das geschrieben hat, ist das völlig ok. Jeder seine Erfahrung.
Ich habe ja auch nicht meine Erfahrungen andern aufgedrückt - sondern nur meine Entscheidung genannt.
Ich habe bewusst meine Fälle nicht ausgebreitet.
Das ist für mich ein Unterschied.

Und nebenbei, ich habe ebenfalls positive Erfahrungen mit der RSV im Bereich Verkehrsrechtsschutz. Vielleicht siehst du die Sache ja auch anders, wenn dir jemand an einer roten Ampel hintendrauffährt, die Sachlage und Schuldfrage klar ist, und 2 Wochen später plötztlich ein angeblicher Mitfahrer (der während des Auffahrunfalls offenbar eine Tarnkappe trug) der gegnerischen Partei auftaucht, der "schwört, die Ampel wäre grün gewesen".

und scheinbar hat es Dich ja nicht zurückgehalten Pseudofälle zu imaginieren.

 

[steffi7]

und scheinbar hat es Dich ja nicht zurückgehalten Pseudofälle zu imaginieren.

Und das weißt du woher?

Kommt es dir nicht in den Sinn, dass vielleicht genau dieser Fall zu meiner positiven Erfahrungen mit der RSV führte?

 

[tigs]

Und das weißt du woher?

Daher

Vielleicht siehst du die Sache ja auch anders, wenn dir...

.

Kommt es dir nicht in den Sinn, dass vielleicht genau dieser Fall zu meiner positiven Erfahrungen mit der RSV führte?

Doch das ist mir in den Sinn gekommen. Ich bin nur davon ausgegangen, dass Du dann schreibst "mir ist passiert..." So wie Henry es geschrieben hat.

Und genau da ist der Unterschied. Deshalb habe ich das oben geschrieben.
Die eine Variante ist Selbsterfahrung.
Die andere Variante zielt zumindest von den Worten darauf ab "pass mal auf dass Dir nicht was passiert!"
Deshalb habe ich geschrieben:

Wir sind auch nicht dafür da, bei Anderen Ängste zu schüren...

 

[Jorinchen]

Ich danke Euch für die Antworten. @tigs , genau dahin ging auch mein Gedankengang (der mich dazu brachte, direkt noch eine andere Vers. mit zu kündigen) Es ist erfrischend, andere auch an der Angstgesellschaft zweifeln zu sehen! @steffi7 keine Ahnung, warum man ein Posting liest, eine Antwort liest und sofort derart angestochen reagiert...

 

[Mike1976]

Also für mich war die Privatrechtschutz schon einige Male Gold wert. Ob im Bereich Verkehr, Arbeits-, Miet- oder Vertragsrechtschutz, mir hat sie geholfen.
"Angstgesellschaft", dass hört sich in dem Zusammenhang ja so an, als ob jeder Rechtschutzversicherungsinhaber an einer Angststörung leidet.
Bei mir hat die RS in einer Mietsache seiner Zeit teure Schimmelgutachten bezahlt, mit derer ich zu meinem Recht gekommen bin. Hätte ich die Gutachten
nicht machen lassen können, hätte sich meine damalige Vermieterin wohl die Hände gerieben mit ihrer Schimmelbude.
Das ich jetzt übermäßig ängstlich bin, wage ich zu bezweifeln. Ich bin weder überversichtert, noch versichere ich mich gegen jedes noch so geringe Risiko.
Rechtschutz macht einfach in bestimmten Bereichen Sinn, in anderen Bereichen weniger.

Wenn ich natürlich so viel auf der hohen Kante habe, dass mich Prozesse die in die Tausende gehen können, wie z.B. mein Mietrechtsfall, nicht in
Bedrängnis bringen, dann brauche ich auch keine Versicherung. Man darf nicht vergessen, in Deutschland bekommt nicht unbedingt derjenige Recht,
der auch Recht hat. Oft bekommt der jenige "Recht", der finanzkräftiger ist. Allein schon aus dem Fakt heraus, dass sich sein Gegner eine angemessene
Rechtsvertretung samt teurer Gutachten nicht leisten kann.

Eine Berufs-RV habe ich nicht abgeschlossen. Ich habe nur die BH der Continentale. Ich meine da wäre auch ein gewisser Rechtschutz enthalten.

 

[Henry.H]

Ja, eine Art passiven Rechtsschutz bietet jede Haftpflichtversicherung. Die zahlen die Kosten für Rechtsanwalt, Gericht und ggf. Gutachten, wenn sie unberechtigte Forderungen aus versicherten Haftungsfällen ablehnen.

 

[Jorinchen]

Danke, Mike. Ich meine hier wirklich lediglich die Berufsrechtschutz. Privat habe ich eine- und die behalte ich auch fein
Ich persönlich finde, Angstgesellschaft trifft es doch ganz gut. Das Bild, dass jeder Versicherte eine Angststörung hat, ist natürlich überspitzt. In vielen Branchen ist diese Vers.sicherlich unerlässlich.
Allerdings haben bei meiner Gründung sehr viele Vericherungen gewunken und mir mit dem Verkaufsargument Angst (WENN mal was passiert) ihre Angebote angepriesen. Angst als Verkaufsargument! Und auch die Konsumgesellschaft steuert sich maßgeblich über Angst (Ich weiss, dass führt hier zu weit, nur noch den einen Satz). Es werden Ängste geschürt, nicht dazu-zu gehören, wenn wir Produkte nicht kaufen, etwas bestimmtes nicht zu erleben und damit nicht die Lebensqualität der anderen zu haben usw. Viele Therapeuten sehen ja auch Angst als DAS auslösende Basisgefühl, dass unter jedem Negativen Gefühl liegt- und dem stimme ich voll zu. Aber ja, ich weiss, Brrrrrr, ruhig, Brauner Also, die Kündigung ist raus- und die private Rechtschutz bleibt.

 

[Mike1976]

Guten Morgen.

Ja, die Versicherungen versuchen natürlich Angst zu schüren.
Bei mir war mal ein Vertreter, der wollte mir eine Berufsunfähigkeitsversicherung andrehen.
Als er merkte dass ich kein Interesse habe, fing er mir an zu erzählen, welche schlimmen Folgen ein Schlaganfall doch hätte.
Mich hat das sauer gemacht und ich habe ihn dann auch abgewürgt, viele lassen sich aber wahrscheinlich tatsächlich
verunsichern.

Viele Grüße.

 

[Henry.H]

Mit Angst verkaufen nur die schlechten bzw. schlecht ausgebildeten Verkäufer. Das geht auch anders und damit seriös. Leider gibt es von denen jedoch zu wenige. Die Qualifikationshürde liegt sehr niedrig und ist eine freiwillige Vereinbarung der Versicherungs-Wirtschaft.

 

[Jorinchen]

Sehr spannend, Mike, eine Berufsunfähigkeitsversicherung hab ich tatsächlich (allerdings eine, die bei Nicht-Nutzung nach einigen Jahren einen warmen Regen ausschüttet. ) Da bin ich auch ganz zufrieden mit, denn ich habe erlebt, wie mein Vater binnen weniger Jahre psychisch erkrankte und lange vorm Rentenalter berufsunfähig wurde- zum Glück hatte er die Vers.! Unsere Erlebnisse prägen uns da...

 

[Anja]

...

 

[AntjeB.]

Seid glücklich, wenn ihr noch keine Versicherungsfälle hattet und keine Versicherungen braucht.
Ich hatte schon so viele, dass ich wahrscheinlich mein Leben lang bezahlen müsste, wenn ich keine Versicherungen gehabt
hätte, einschließlich Rechtsschutzversicherung.
Allerdings nicht beruflich, sondern privat.

LG
Antje

 

[Jorinchen]

@Anja wow, das ist mal eine Aussage- Respekt!... Woher nimmst Du das Vertrauen, dass Du keine der Versicherungen brauchst?