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Begriffsverständnis

tmhexe

Mitglied
Status
HP
Liebe TCMler,

ich stehe noch ganz am Anfang meiner TCM Ausbildung und beim Lernen ist irgendwie ein Knoten im Kopf entstanden, den ich selbst nicht mehr entwirrt bekomme:

Es geht um die 5-Elemente und den Konstitutionellen Faktor.
Verstanden habe ich daß der KF quasi einSchwäche-Zustand des Qi's ist, der sich dann in einem bestimmten Element bemerkbar macht: z.B. als Holz-KF, d.h. ich habe eine Qi-Schwäche in meinem Element Holz.
Das bedeutet aber doch nicht zwingend, daß ich ein Holz-Typ bin, oder? Denn jeder trägtja die 5 Elemente in unterschiedlicher Ausprägung in sich. Ich kann doch auch ein Wasser oder Metall sein und trotzdem einen Holz-KF haben, oder?
Durch Sheng- und Ke-Zyklus können dann durch den Holz-KF auch die anderen Elemente geschwächt sein, richtig?
Ich bin nur irgendwie mit den Begriffen durcheinander, wann ich ein bestimmter Element-Typ bin und wie das im Verhältnis mit dem Element-KF ist.

Kann jemand helfen?

Viele Grüße
tmhexe
 
Hallo liebe tmhexe,

zunächst einmal: in meiner TCM-Ausbildung (ZfN München bei Xie Ru Ritzer) wurde eigentlich nie von einer Schwäche des konstituionellen Faktors gesprochen, sondern von äußeren pathogenen Faktoren, inneren pathogenen Faktoren oder neutralen pathogenen Faktoren.
Innere pathoge Faktoren beziehen sich hierbei vor allem auf emotionale Ungleichgewichte der einzelnen Zang Fu. Die einzelnen Zang Fu können sich dabei in einem Schwäche = Xu oder Fülle = Shi-Zustand befinden, wobei bei Fülle-Zuständen zwischen echten und relativen Fülle-Zuständen zu unterscheiden ist, wobei die relativen eine Folge einer Schwäche sind.
Zur Diagnosefindung nach den Lehren der TCM werden die 8 Leitkriterien herangezogen. Ich bin ausgebildete und praktizierende TCM-Therapeutin für chinesische Arzneimitteltherapie, chinesische Akupunktur, chinesische Ernährungslehre, sowie für TCM in Bezug auf die Psyche nach der alten Akupunkturlehre. (Ausbildung bei Guido Hoenig).
Zusätzlich biete ich in meiner Praxis auch verschiedenene Mikroakupunktursysteme an.

Auch während meines Studienaufenthaltes an der Chengdu University of TCM in China, Provinz Sichuan haben die ganzen Professoren und Ärzte während der Hospitationen im dortigen TCM-Krankenhaus, sowie während der Vorlesungen immer nur von dem jeweiligen vorherrschen Syndrom-Muster gesprochen.

Unter einer konstituionellen Schäche verstehe ich persönlich vor allem eine von Geburt her angelegte Schwäche innerhalb eines bestimmten Funktionskreises. Hierbei wird innerhalb der TCM vor allem das Lo-Shu-Quadrat in Bezug auf das persönliche Geburtsdatum herangezogen, anhand welchem sich feststellen lässt ob zum Beispiel eine Schwäche innerhalb einer bestimmten Wandlungsphase feststellbar ist. Dies ist vor allem an fehlenden Zahlen im Geburtsatum erkennbar oder auch innerhalb der TCM-Anamnese, wenn nach Erkrankungen der Eltern, der 1. Mens, der Gravida, dem Zeitpunkt des Eiintrittes der Menopause usw. gefragt wird. Meiner Meinung nach, sollte auch nicht von den 5 Elementen gesprochen werden, sondern richtigerweise spricht man von den 5 Wandlungsphasen, auch Wu Shu genannt. Denn die 5 Wandlungsphasen umfassen ja viel mehr als nur die 5 Elemente im eigentlichen Sinne.

Selbstverständlich kannst du nun innerhalb der Antlitzdiagnostik ein Holz-Typ sein oder auch ein Feuer-Typ und trotzdem eine Schwäche innerhalb eines anderen Funktionskreises (Zang Fu) haben, sagen wir mal zum Beispiel, wie sehr häufig der Fall im Milz-Funtkonskreis oder auch im Sinne einer Leber-Qi-Stagnation. Die Ursache 0 Ben/Wurzel muss also nicht zwingend im eigenen Typ (z. B. Feuer) liegen. Innerhalb dieses Funktionskreises, inwelchem ein Xu festgestellt wurde, wird nun noch weiter differenziert, ob es sich nun um ein Milz Qi-, Milz Yin-, Milz Yang-, oder Milz Xue-Xu (=Schwäche) handelt, bzw. eine echte bzw. relative Fülle-Situation (=Shi), was sich anhand bestimmter Kriterien unter Heranziehung von Puls- und Zungendiagnose, Riechen, Hören, Sehen, Befragen, feststellen lässt.

Der Hervorbringungszyklus (Sheng) oder auch Mutter-Sohn Zyklus genannt, bzw. der Ke-Zyklus auch Großvater-Enkel-Zyklus genannt, spielen eine große Rolle. Denn eine schwache Mutter schwächt natürlich auch den Sohn. Umgekehrt kann jedoch auch bei einem schwachen Enkel eine Überkontrolle der Großeltern erfolgen usw... usw...
Dies ist bei der Auswahl der Punkte bzw. bei der Verordnung der entsprechenden Arzneien unbedingt zu berücksichtigen.

Mir persönlich hat es von der Differenzierung sehr geholfen zunächst die Basics der TCM zu erlernen und anschließend innerhalb des Erlernens der chinesischen Pharmakologie mein Wissen um die richtige Differenzierung nochmals sehr vertieft zu erweitern. Mein differntialdiagnostisches TCM-Wissen hat sich daher so richtig erst durch das Erlernen der chinesischen Arrzneimitteltherapie gefestigt und dennoch bleibt es oft genug auch immer noch schwierig, weil Patienten im Normalfall keine eindeutigen klaren Muster zeigen, sondern in der Regel fast immer mehrere Muster gleichzeitig. Und hierbei ist es dann wichtig nach Biao = Zweig (akutes Symptom) oder Wurzel = Ben (eigentliche causa/causae) zu unterscheiden.
Ben = die Ursache kann unabhängig deines konstituionellen Typs ergo immer auch innerhalb jedes der 5 Wandlungsphasen deiner Zang Fu liegen, also ganz unabhängig ob du nun ein Feuer-, Holz-, Metall-, Wasser- oder Erde-Typ bist und dies wiederum sowohl entweder auf der Organ-Ebene oder innerhalb des Leitbahnsystems, was ebenfalls unterschieden werden muss. Innerhalb der Leitbahnen kann die Ursache wiederum in den Hauptleitbahen oder innerhalb der Luo-Leitbahnen (0Netzleitbahnen) oder auch innerhalb der Haut- oder Muskelleitbahnen liegen.... (Entschuldige dorphin, wenn ich hier anderer Meinung bin als du).

Und dann gibt es auch noch die ´versteckten pathogenen Faktoren zu berücksichtigen wie zum Beispiel innerhalb der Lehre des Wen Bing Lun bzw. Shang Han Lun.
(versteckter pathogener Faktor Hitze bzw. Kälte).
Zusätzlich gibt es noch die verschiedenen Behandlungsansätze der einzelnen Schulen z.B. der Feuergeist-Schule, der Erde-Schule, der Erdenzweig-Schule usw.

Die gesamte Lehre Des TCM ist unglaublich komplex aber auch wunderschön zu erlernen und es lohnt sich allemal der vielen Mühen. Mir persönlich hilft die TCM in sehr vielen Fällen für mein gesamtes Leben im Sinne eines tiefen Verständnisses um die Geheimnisse von Yin und Yang weiter, wo es innerhalb der westlichen Medizin keine Erklärungsansätze für bestimmte Symptome gibt. Durch die TCM sehe ich aber auch die vielfälitigen Verbindungen zur abendländischen Medizin, was mein gesamtes Denken verändert hat. Durch die TCM bin ich noch mehr als schon bisher zur Spurensucherin geworden im Hinblick auf Gesunheit, Krankheit und das Leben insgesamt und kann die vielfältigen Querverbindungen erkennen.
Sei also nicht entmutigt, wenn zu Beginn alles noch etwas verwirrend ist. Sich in das TCM-Gedankenmodell einzuarbeiten benötigt zunächst etwas Zeit und Geduld, aber am Ende bekommst du ein reisengroßes Geschenk für dein gesamtes Leben, sowie dein gesamtes Beziehungsumfeld und vor allem auch ein tragendes Gerüst für deine therapeutische Arbeit.

Bleib' also d'ran und frag' bei Unklarheiten doch einfach bei deinen Dozenten nach. Ich finde es zum Beispiel auch mehr als unglücklich, wenn zum Beispiel versucht wird westliche Symptome mit TCM-Kriterien zu vermischen. Das geht einfach nicht, weil ein ganz anderer Ansatz.... Versuche von Anfang an mit dem TCM-Gedankenmodell zu arbeiten, dann ergibt sich der Rest nach einiger Zeit und viel, viel Fleiß beim Lernen ganz von allein.
Und als Therapeut sollte man sich immer bewusst sein in welchem System man sich gerade von der Denke her befindet also zum Beispiel ob ich jetzt gerade spagyrisch, abendländisch humoralpathologisch, homöopathisch, schmanisch-energetisch, westlich phytotherapeutisch, orhtomolekular, biochemisch oder eben TCM-lerisch denke und unterwegs bin und so weiter mehr.

Alles immer nur Gute für deine TCM-Ausbildung wünscht dir
schwertfee ;-)
 
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