Damit möchte ich das, was er getan hat, nicht schön reden. Trotzdem muss man den Mann nicht direkt in den Suizid treiben.
Was erwartest Du? Das ist im Grund deutlich schlimmer als bei unserem Kollegen. Dem kann man vorwerfen, dass er eine experimentelle Substanz angewendet evtl. dabei falsche (überzogene) Erwartungen geweckt hat. Aber hier hat - wenn es stimmt - jemand billigend in Kauf genommen, dass Leute geschädigt werden. Wäre es ihm um eine Korrektur von Verschreibungen gegangen, dann hätte er Rücksprache mit den Ärzten nehmen müssen. Die Tatsache, dass er - anscheinend - den vollen Betrag abgerechnet hat, lässt allerdings auf wenig altruistische Motive schließen. Wenn man weiß, wie teuer die Rezepturen sind (auch der Einkauf der Rohstoffe), dann kann man mit "sparsamer" Verwendung eine Menge Geld machen.
Wir sind ja in Sachen Chemo und deren generellem Nutzen ja eher skeptisch, aber in den Augen der Bevölkerung ist das oft anders. Insofern ist die Wut nachvollziehbar.
Wenn es um das Thema Krebs geht, verstehen die Leute keinen Spaß. Dafür ist die allgemeine Angst davor viel zu groß. Jeder, der in den Verdacht gerät, mit Krebs "Geschäfte" zu machen, steht auf der Abschussliste. Daher traut sich heute ja auch kaum noch jemand, laut über "Alternativen" nachzudenken und alle beteuern, dass sie nur komplementär tätig werden wollen. Die Leute wollen gar nicht hören, wie begrenzt das ist, was - belegbar - von der Medizin in Sachen Krebs geleistet werden kann.
UND, ganz eigennützig gedacht, es bestätigt, was ich immer wieder sage: Nichts ist so kurzlebig, wie die Entrüstung von gestern. Gestern war es ein HP, heute ein Apotheker, morgen ein Arzt, den man durchs Dorf treibt, um ihn zu teeren und zu federn...