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Spezialisierung sinnvoll?

Harald

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HPA
Hallo liebe HP`s und HPA`s,

ich stehe ja gerade am Anfang meiner Ausbildung, und mache mir so Gedanken, wo es hingehen soll. Denn abgesehen davon, dass ich jeden Tag zur Zeit überzeugter werde, dass die Wahl dieses Berufes die richtige Wahl für mich ist, überlege ich durchaus, wie ich später von diesem Beruf leben kann.
Das gehört einfach zur Zukunftsplanung dazu - auch wenn ich keine Unsummen erwarte, so erhoffe ich mir doch ein Einkommen, von dem ich Leben kann. Natürlich eröffnen sich einem neue Wege, wenn man sich erstmal in Bewegung gesetzt hat. Viele HP`s sind ja ebenfalls in der Fortbildung tätig, geben Seminare oder verfassen Literatur zum Thema.

Ich las hier im Forum von einer "Sättigung" an HP`s in vielen Großstädten - und ich muss sagen, das wundert mich nicht besonders.
Wären unsere schulmedizinischen Ärzte allesamt nicht spezialisiert sondern für jeden Befund offen, gäbe es auch so manchen, der seine Praxis schlichtweg dicht machen dürfte.

Hier geht die Schulmedizin seit langem den Weg der Spezialisierung. Und ich meine jetzt nicht eine Spezialisierung auf Phytotherapie oder Homöopathie, sondern eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Clientel.

Doch gerade durch eine solche Einengung des Kundenkreises eröffnen sich auch ganz andere Bezugspunkte.
Während ich als normaler Heilpraktiker keine besonderen Berührungspunkte zu Kindern und Jugendlichen habe, kann ich als "Heilpraktiker für Kinderhomöopathie" (gibts natürlich schon) ganz anders vorgehen (werben, Praxis einrichten, fortbilden, etc)

Nun spuckt mir Google bei "Heilpraktiker für Kinder" schon reichlich Treffer aus - das bedeutet aber doch, dass das Konzept der Spezialisierung bei einigen HP`s Erfolg zeigt.

Wie sieht es für "Heilpraktiker für Frauenheilkunde" aus - schon weitaus weniger Treffer.

"Heilpraktiker für Senioren" gibts noch weniger - die sind schon richtig knapp

Eine Gewichtung auf bestimmte Krankheiten (Dermatologie, Krebs, Herz-Kreislauf, Sinnesorgane) wäre natürlich ebenso möglich.

Ich werde mir das mal durch den Kopf gehen lassen. Der tausendste HP - gerade mit bestandener Prüfung und einem absoluten Defizit an Fachwissen zu Theraphieformen - möchte ich auf jeden Fall nicht werden.

D. h. ich werde schon in meiner Ausbildung einen Schwerpunkt setzen und mich dementsprechend entwickeln. Der Einheitsbrei schmeckt mir nicht - und so hab ich immerhin ein klareres Ziel vor Augen.

Wie sind Eure Erfahrungen/Gedanken zum Thema Spezialisierung? Haltet ihr dies für notwendig/sinnvoll - oder ist der Beruf des HP von seiner Art her eher offen für alles was kommt?
 
Hallo Harald,

die Frage, ob Spezialisierung sinnvoll ist, beantworte ich auf jeden Fall mal mit ja!

Ich würde mich da aber an deiner Stelle nicht festlegen, sondern das mal auf mich zukommen lassen. Du kannst ja gleichzeitig allgemein arbeiten und trotzdem Spezialist sein.

Ich für meinen Teil habe als Feld-Wald-und-Wiesen-Heilpraktiker angefangen und bin es bis heute geblieben. Ich habe es immer abgelehnt, mich von vorneherein auf irgendwas zu beschränken, weil es gerade die Abwechslung ist, die mich am meisten reizt.

Aber trotzdem hat es sich ergeben, dass ich an meinem früheren Standort eine Art Kinderheilpraktiker geworden bin. Das lag vor allem daran, dass ich damals viele Vorträge in Kindergärten und Elterngruppen gegeben habe, auch durch meine damalige hauptberufliche Tätigkeit als Erste-Hilfe-Ausbilder hatte ich viel Kontakt mit Eltern. Ich habe natürlich weiterhin auch Erwachsene behandelt, aber der Schwerpunkt lag eindeutig bei den Kiddies. Und dadurch war ich für die heilkundliche Behandlung von Kindern in dieser Gegend auch erste Adresse, während meine Kolleginnen eben mehr Erwachsene hatten.

An meinem neuen Standort habe ich Ähnliches erlebt, dadurch dass ich mittlerweile auch Dorn/Breuß in meine Therapie aufgenommen hatte, wurde ich praktisch wie von selbst Spezialist für alle möglichen Erkrankungen des Bewegungsapparates. Dabei behandle ich aber auch weiterhin Erkältungskrankheiten und Übergewicht.

Also lass das mal auf dich zukommen.

LG Helmut

P.S.: Der Heilpraktiker für Frauenheilkunde ist vielleicht mal eine Marktlücke... :D
 
Nun, laut meinen Zahlen aus einem meiner Bücher gehen weitaus mehr Frauen zum HP als Männer (die Zahlen sind allerdings schon was älter)

Zudem tun sich anscheinend gerade ältere Mitmenschen noch etwas schwer, den HP aufzusuchen (ebenfalls alte Zahlen).

1996 lag somit der Heilpraktiker-Freudigste Patientenbereich bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren.

Ich für meinen Teil liebäugel ja gerade mit "Heilpraktiker für Geriatrie" - zumindest finde ich eine Spezialisierung spannend und aufgrund der "Vergreisung" der Gesellschaft kann es nicht schaden, ein Auge auf die Problematiken des Senioren in der Naturheilkunde zu werfen.

Ich denke, es Bedarf noch einmal einer ganz anderen Rangehensweise, ob man jetzt einen 20 jährigen Patienten oder einen 70 jährigen Patienten da sitzen hat.

Mal sehen ... noch ist nix endgültig entschieden - aber Ideen darf man ja schon mal haben.
 
Ich für meinen Teil liebäugel ja gerade mit "Heilpraktiker für Geriatrie" - zumindest finde ich eine Spezialisierung spannend und aufgrund der "Vergreisung" der Gesellschaft kann es nicht schaden, ein Auge auf die Problematiken des Senioren in der Naturheilkunde zu werfen.

Lieber Harald,

gemessen an der Tatsache, dass Patienten mit geriatrischen Erkrankungen häufig in Heimen leben und zudem nicht mehr selbst über ihre Belange entscheiden, halte ich eine solche Spezialisierung für ein gewagtes Unterfangen...

LG Helmut
 
Naja - hab jetzt mal "Senioren" mit in die Geriatrie gepackt. Das war vielleicht nicht ganz richtig.

Meine Mutter zum Beispiel ist noch lange nicht im Heim, wird nächstes Jahr 70 und erst vor wenigen Jahren das erste mal zum HP gegangen, da die Schulmediziner was in den Sand gesetzt hatten.

Ist ja auch nicht so, dass die meisten alten Menschen bettlägrig und senil sind :)

Und - Kinder haben kein eigenes Einkommen und trotzdem gibt es "Heilpraktier für Kinder" - warum sollten Angehörige nicht auch mal mit Opi zum HP gehen? :)
 
Hallo Harald,

nach nun fast 9 Jahren eigener Praxis kann ich rückblickend sagen, dass es wichtig ist wie til so schön schreibt "Feld-Wald-und-Wiesen-Heilpraktiker"
als Grundvoraussetzung zu sein, damit meine ich ein breites Spektrum an Erfahrung zu verschiedenen Krankheitsbildern zu haben.
Danach wird sich oft eine gewisse "Spezialisierung" finden, erst in der täglichen Praxisarbeit merkst du was die besonders gut liegt und in welche Richtung du mehr und mehr Wissen und Therapieverfahren anwenden möchtest.
Die Praxisarbeit ist ein Entwicklungsprozess.

Selbst bei den auf Osteopathie spezialisierten HP Kollegen, sind die am erfolgreichsten, die auch Feld-Wald-und Wiesen Naturheilkunde beherrschen und entsprechend handeln oder weiter leiten an Kollegen.

Wenn viele Frauen deine Praxis frequentieren mit Kinderwunsch oder gynäkologischen Problemem, wirst du dich in diese Richtung weiter fortbilden, wenn du neben einem Kindergarten praktiziert und häufig Kinder in der Praxis hast, wirst du dich darauf mehr konzentrieren usw

Um deine Neigungen und Fähigkeiten zu entwickeln empfehle ich dir immer mal in Therapieausbildungen hinein zu schnuppern und zu testen, das liegt mir, das liegt mir nicht.

Marktstrategisch daran zu gehen und zu sagen demagogoische Entwicklung so un so also spezialisiere ichmich auf den älteren Menschen in der NHP...wenn dir der Umgang mit Senioren liegt klasse, aber wenn das nicht deins ist und du da einen Job machst und keine Berufung wird das nicht von Erfolg gekrönt sein.

HP - Therapie- Patient

muss gut zueinander passen, dann wird die Therapie erfolgversprechend sein.


Wir haben inzwischen eine "Spezialisierung" die noch in der Entwicklung ist aber unsere Praxisbesonderheit ist das Angebot für :

gehörlose und taubblinde Patienten, weil meine Praxispartnerin Savina Tilmann
DGS,LBG Taktiles Gebärden und Lormen fliessend beherrscht.
Ich kann bisher nur etwas DGS, merke aber dass auch meine Kommunikation in diese Richtung besser wird.

Durch diese "Spezialisierung" wird das Einzugsgebiet aus dem die Patienten kommen sehr weit ausgedehnt.

Das ist eine Entwicklung gewesen, die ich als HPA nie hätte so planen können.

Darum denke ich erst mal einen guten allgemein HP
mit Überblick, dann die Spezialisierung.

Ganz viel Erfolg :)
 
Ich finde definitiv, dass die Frauenheilkunde ein sehr lohnenswertes Gebiet sein könnte. Ich hab selber einen der ersten Kurse in Frauenheilkunde mitgemacht, denn lang steht uns dieses Fachgebiet ja noch nicht offen. Die letzte Gyn, die ich privat aufgesucht habe, hat mir zum Beispiel erzählt, dass sie das Anpassen von Diaphragmen gar nicht mehr gelernt hat, da fragt auch keiner mehr danach! Nur Pille und Spirale (klar, die Frauen die ein Dia wollen, gehen eben gleich zu pro Familia). Auch zu allen Belangen der Sexualität gibt es extreme Lücken- ich hatte damals zumindest keinen Gyn gefunden, der offen mit mir über ein durch Hormonspirale entstandenes Orgasmusproblem reden wollte. Auch die wissenschaftliche Erklärung (Pschyrembel: synthetisches Progesteron hemmt die Reaktionsfähigkeit der Uterusmuskulatur auf Oxytocin!!!) wurde negiert: das ist doch viel zu wenig für so einen Effekt!! Ich finde das im Nachhinein unglaublich-zumal sich herausgestellt hat, dass ich richtig lag. Und seit ich im Freundeskreis gesagt habe, dass sich in meiner Praxis auch Frauenheilkunde und Sexualtherapie finden wird- habe ich grosse Resonanz gehabt, gerade zu sexuellen Themen! Wenn man sich mal anschaut, dass Maria Schäfgen in Berlin mit der homöopathischen Behandlung von Potenzstörungen riesigen Erfolg hat (Bude voll), würde ich schon vermuten, dass eine Spezialisierung auf jeden Fall lohnt. Was nicht bedeutet, dass ich keinen Schnupfen behandeln werde. Aber es zeigt doch den Leuten einfach: hier kenne ich mich besonders gut aus, da wissen sie eben, dass sie richtig sind. So wie man eben mit anderen Problemen zum Osteopathen geht...

Allerdings finde ich auch, dass man zu weit gehen kann. Vielleicht hat der ein oder andere schon mal von den "Liebeskummerpraxen" gehört? An sich eine prima Idee! Aber das eine gewisse Dame "ihr Konzept"(!!!) nun als Franchise anbietet, in das man sich einkaufen muss, um von ihr gecoacht zu werden und mit ihrer Website verlinkt zu sein, geht mir doch um einiges zu weit! Als hätte sie den Liebeskummer und das therapeutische Gespräch erfunden...

Ansonsten würde ich vermuten, dass sich die Spezialisierung mit der Zeit von ganz allein ergibt. Meine Lieblingsdozentin hat sich auf ältere Herrschaften spezialisiert, weil sie es wahnsinnig gern macht. Eine Vitamininfussion, eine wohltuende Massage, bis zur Sterbebegleitung ist sie dabei. Die besonderen Neigungen zu einer bestimmten Klientel setzt sich durch, vielleicht stimmt ja auch die Aussage, dass schon die passenden Patienten einen aufsuchen werden...ich bin sehr gespannt. Und hoffe, dass das helfen-wollen und der Lebensunterhalt sich so verbinden lassen..lg Melanie
 
Hallo Harald,

wie Silke auch schon schreibt, Spezialisierung ist insofern gut, wenn man die Kenntnis einer breiten Basis hat und sauber und klar diagnostiziert (und gegebenenfalls auch einen Kollegen mit dem entsprechenden Schwerpunkt verweist); denn es können dir alle Krankheitsbilder in allen Altergruppen begegnen; Geriatrie bedeutet z.B. nicht, daß Dir keine Fälle von Kinderkrankheiten präsentiert werden. ;-)

Schwerpunkte bilden sich entlang der Ausbildung und mit der Erfahrung; auch Deine Vorerfahrungen und Deine Vorbildung spielen eine Rolle; und wer weiß, vielleicht entdeckst Du entlang des (Ausbildungs-)Weges noch ganz andere Therapiemöglichkeiten und "Deine" Lieblings-Zielgruppe, mit der Du am liebsten und besten arbeiten willst.

Meine Heilpraxis ist noch "jung", ich arbeite schwerpunktmäßig mit Kindern/Erwachsenen in Lernsituationen und berate und therapiere ganzheitlich - mein Handwerkszeug ist breit gefächert, so daß ich für jeden Patienten gezielt auswählen kann.
In den vergangenen Wochen hatte ich aber auch gleich mehrere Migräne-Patienten und Entgiftung und Entsäuerung scheinen momentan auch gerade "in" zu sein in unserer Gegend ;-)

Momentan sind Ferien, und da ich 2 wilde Kerle hier rumspringen habe, hab ich meine Praxistage bis Ferienende reduziert, nutze meine Zeitfenster zur Vorbereitung auf neue Kurse, Vorträge und schreibe an meinem Buch.

Mein Tag ist abwechslungsreich und das ist gut so :)

Liebe Grüße und Dir gutes Gelingen.
Claudia

P.S. Während der Ausbildung kommen trotz Entusiasmus und Ziel vor Augen immer mal wieder die Täler der Tränen, in denen man sich fragt, warum man sich das zusätzlich antut, aber wie bei jedem Bergsteigen wird man am Ende des Aufstiegs mit einer atemberaubenden Weitsicht belohnt.
 
Hallo,

nun muss ich natürlich auch noch meinen Senf dazu geben.

Ich vertrete hier ja bekanntlich die - Anti-Spezialisierungs-Meinung. Grund: Spezialisierungen widersprechen dem ganzheitlichen Ansatz. Ich kann nicht Hautkrankheiten behandeln und das Rheuma des gleichen Patienten macht der Kollege um die Ecke - und den Darm macht wieder ein Dritter und den Stress wieder ein anderer.

Das führt letztlich zu genau dem gleichen Chaos, das heute bei den Ärzten vorherrscht: Der eine weiß nicht, was der andere tut. Ergebnis ist ein fragmentierter Mensch, der einmal als Darm, dann als Wirbelsäule, dann als Ekzem und wieder bei einem anderen als neurologischer Fall sitzt.

Diese Ansammlung an Organen (und Diagnosen) vagabundiert dann von Behandler zu Behandler auf der Suche nach einem, der ihm mal wirklich alles unter einen Hut bringt - und hilft...

Durch Spezialisierung verliert die Naturheilkunde auch an Wirkung, denn unser Vorteil sind nicht primär die "besseren" Medikamente oder Methoden, sondern das "bessere" Denken (weil wir eben nicht nur die Haut behandeln, wenn jemand Hautprobleme hat).

Sicher hat jeder Therapeut im Laufe der Zeit seine Schwerpunkte, weil er da einen besseren Zugang und damit Erfolg hat. Und sicher kann man sich z.B. auf Kinder oder Frauen oder Männer spezialisieren - oder auf ältere Menschen und deren besondere Lebenssituation. Aber mehr Spezialisierung halte ich für abträglich.

Den schlechten Ruf, den HPs in manchen Kreisen haben, verdanken wir oft "Kollegen", die - geschäftstüchtig gedacht - sich sagen, dass man mit "Rationalisierung" am meisten Kohle macht. Also: 5 Liegen und die stündlich 2 mal neu belegen, Ozon-GEB oder Chelat-Infusion dran - und anschließend das Geld gezählt. Oder die nur "Hautprobleme wegblitzen". Oder nur Colon-Hydro machen usw.

Aber ist das noch NaturHEILkunde?

Noch ein juristischer Aspekt: Es gibt nur Heilpraktiker, keine Kinderheilpraktiker oder Frauenheilpraktiker etc. Die Berufsbezeichnung ist HP - und nur die dürfen wir führen. Jeder Anschein einer Fachspezialisierung ala Fachheilpraktiker ist juristisch angreifbar. Die Abmahnvereine sind da recht wachsam....

Gruss Rudolf
 
Rudolf, es kommt was kommen muss: Einspruch Euer Ehren….

Deine Sichtweise akzeptiere ich, für mich kein Problem. Nur wehre ich mich vehement gegen deinen Vorwurf der „Schmalspur-Heilpraktiker“ für diejenigen, die sich spezialisiert haben in Homöopathie, TMC, Manuelle Medizin, Phytotherapie usw.

Leider kann ich nur mit meinen Kenntnissen in den Disziplinen Chiropraktik und Osteopathie argumentieren. Die Kenntnisse, die man in einer 4-6 jährigen Ausbildung in Osteopathie erlangt, erfordert intensivste Beschäftigung mit einer Theorie, die keiner in der Grundausbildung erfährt. Die 12 Fehlfunktionen alleine eines Atlanto-occipital Gelenkes werden noch nicht mal in 3jährigen Hp.-Tagesschulen. Der Unterschied einer ISG Läsion im Gegensatz eines SIG Läsion bekommst du in keiner Hp-Schule erklärt. Saubere Manipulationen und Mobilisationen unter Berücksichtigung der Feyett’chen-Gesetze lassen sich einfach nicht im Vorübergehen erlangen, sondern sind nur im komplexen, biomechanischen Gesamtvorgängen zu verstehen.

Spezialisierungen widersprechen dem ganzheitlichen Ansatz.
TCM, Osteopathie, Homöopathie und Co sind geschlossene Systeme. WIE dogmatisch man sich als Therapeut innerhalb seines Systemes verhält, muss jeder selbst eintscheiden.

Durch Spezialisierung verliert die Naturheilkunde auch an Wirkung
Nöö, mitnichten. Naturheilkunde im wahrsten Wort-Sinne schon gar nicht. Übrigens: in nur wenigen Fällen ist Naturheilkunde in der Praxis – wo Naturheilkunde auf dem Schild steht. Hier wird so manche „Knipstherapie“ fälschlicherweise als Naturheilkunde assoziiert.


Das führt letztlich zu genau dem gleichen Chaos, das heute bei den Ärzten vorherrscht: Der eine weiß nicht, was der andere tut.
Da verwechselst du was. Dieses bestehende Chaos hat nicht ursächlich mit Spezialisten zu tun, sondern ist die systemimmanente Weigerung, zum Nachteil des Pat. nicht miteinander zu kommunizieren. Viele Pat. sind froh, dass es Kardiologen gibt. Bei mangelnder Zusammenarbeit mit dem Hausarzt entsteht das Problem.
Noch ein juristischer Aspekt: Es gibt nur Heilpraktiker, keine Kinderheilpraktiker oder Frauenheilpraktiker etc. Die Berufsbezeichnung ist HP - und nur die dürfen wir führen. Jeder Anschein einer Fachspezialisierung ala Fachheilpraktiker ist juristisch angreifbar. Die Abmahnvereine sind da recht wachsam....
D’accord; aber auch ein juristischer Aspekt ist, dass der Gesetzgeber bei einigen Therapien arztähnliche Kenntnisse verlangt. EKG’s kann ich keine lesen, aber ich zupflücke dafür MRT’s, CT’s, Ultraschall-Aufnahmen und Röntgenaufnahmen des Skeletts bis zur 3.Stelle hinterm Komma. Und es ist ein fataler Irrtum, wenn man sich ausschließlich auf die schriftlichen Befunde verlässt. Ein vom Orthopäden zur Chiropraktik überwiesener HWS-Pat. mit seinem (schlechten) Röntgenbild, ist mir noch in bester Erinnerung. Ein atypischer Bewegungsspielraum in der Funktionsdiagnostik veranlasste mich, ihn zur Uni-Klinik zu überweisen und es stellte sich eine Fraktur des 3.HWK heraus, die sofort chirurgisch versorgt wurde.

Nicht ein Spezialist ist schlecht, sondern sein dogmatisches Gefängnis. Vielleicht kann ich dich aber im Laufe der Zeit noch konvertieren. :)

LG Hans
 
Nicht ein Spezialist ist schlecht, sondern sein dogmatisches Gefängnis.

LG Hans

Genau das trifft es!

Dennoch denke ich es ist für den Anfang als HP gut, einen Überblick in allgemeiner NHK / verschiedenen Therapiemöglichkeiten zu haben, auch wenn mann dann 6 Jahre Osteopathie macht oder 3 Jahre klassische Homöopathie oder einige Jahre TCM.



Und es sollte um die Neigung und persönlichen Fähigkeiten gehen und nicht nur um Marketingstrategie und wirtschaftliche Aspekte. Und um das Erkennen von Grenzen und Kooperationsfähigkeit.

Ich kann zum Beispiel in der Chirpraktik/manuellen Medizin nur bis zu gewissen Grenzen gut arbeiten dessen bin ich mir bewusst und schicke die Patienten zu einem befrendeten Kollegen in eine auf Osteopathie & Chiropraktik spezialisierte Praxis mit gutem Erfolg und kann dann oft sinnvoll weiterbehandeln.
 
Hallo Hans,

die "Spezialisierungen" bezogen sich mehr auf "Organspezialisierungen" (ala Facharzt für...) Natürlich kann man nicht viele große Systeme wie TCM oder Einzelmittelhomöopathie oder Osteopathie beherrschen. Mir geht es dabei weniger um viele "Methoden", sondern um ganzheitliches Denken, also darum, den Patienten nicht als "Bewegungsaparat" oder als "Energiesystem" oder als "Parasitenträger" oder als "Vegetativum" wahrzunehmen, sondern sowohl als auch.

Dieses bestehende Chaos hat nicht ursächlich mit Spezialisten zu tun, sondern ist die systemimmanente Weigerung, zum Nachteil des Pat. nicht miteinander zu kommunizieren. Viele Pat. sind froh, dass es Kardiologen gibt. Bei mangelnder Zusammenarbeit mit dem Hausarzt entsteht das Problem.

Einverstanden damit, dass es Spezialisten geben muss. Der Kabarettist Alfred von Hirschhausen (selber Arzt) hat das mal so ausgedrückt: "Ganzheitlich? Wenn ich mir das Bein gebrochen habe, dann wäre es mir sehr recht, wenn der Arzt, der mich wieder zusammenflickt sehr gute Kenntnisse in Anatomie und Chirurgie hab. Er darf dann gerne auch nichts von Bachblüten halten..." Dem schließe ich mich durchaus an. (Schwierig wird es nur, wenn ich mir gar nicht das Bein gebrochen habe und Bachblüten für meine aktuellen Probleme ein sinnvoller Ansatz wären...)

Aber heute haben wir - primär aus wirtschaftlich-effektiven Gründen - eine immer mehr zunehmende Spezialisierung. Diese "Spezialisten" sehen wirklich nur noch ihr engbegrenztes Gebiet und erklären alles aus dieser speziellen Brille. Natürlich kann man die mangelnde Kommunikation beklagen, aber diese ist eine logische Folge der Spezialisierung und kaum änderbar - schon gar nicht im heute üblichen System der 5-Minuten-Medizin (wir leben im Zeitalter des neuen "Turmbau zu Babels". Im Bestreben immer mehr in Griff zu bekommen, spezialisieren wir uns immer mehr - und verstehen uns immer weniger).

Nicht ein Spezialist ist schlecht, sondern sein dogmatisches Gefängnis.

D'accord, aber dieses Gefängnis ist leider oft eine logische Folge der Spezialisierung. Du bist, was Du denkst und was Du tust... (siehe Turmbau zu Babel). Der Jurist sieht die Welt durch Juristenaugen, der Banker durch Bankeraugen, der Chirurg durch Chirurgenaugen usw.

Gruss Rudolf
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Rudolf schrieb:
D'accord, aber dieses Gefängnis ist leider oft eine logische Folge der Spezialisierung. Du bist, was Du denkst und was Du tust... (siehe Turmbau zu Babel). Der Jurist sieht die Welt durch Juristenaugen, der Banker durch Bankeraugen, der Chirurg durch Chirurgenaugen usw.
...und der Hp durch Hp-Augen...

Moin Rudolf;

mir ist bewusst was du meinst. Nur wollte ich dir auch die Vorteile des Spezialistentums nahe bringen, und das zum Vorteil für Pat. und nicht zuletzt auch zum Vorteil unseres Berufsstandes. Auch wir sind gezwungen, neueste Erkenntnisse der Biomechanik in unser Tun mit einfließen zu lassen. In früheren Zeiten durfte ein Müller einen Sack Mehl dem Hexenschuss geplagten ins Kreuz werfen und gut wars. Ist Heute nicht mehr ratsam.

Will nur sagen: die Erkenntnisse haben sich hier und da vertieft/verändert/enwickelt, und da müssen auch wir Hp's drauf reagieren.

Und so ganz nebenbei: ich bewundere Koll., die ein breites Allgemeiwissen in NHK haben und mache mir das in meiner Umgebung auch zu nutze. NHK hat keinen rein statischen Binnenkonsens, sondern ist auch in dynamischem Fluss.

Gruß Hans

PS: finde ich eine gute Diskussion, wenn auch -vlt. in einem falschen Thread
 
Hierzu möchte ich natürlich auch etwas los werden.
Spezialisierung? Ja, aber nur wenn es sich ergibt!
Von vornherein würde ich es nicht machen, habe ich auch nicht gemacht. Ich habe genommen was kam. Und wenn es sich herumspricht das der/die HP irgendetwas besonders gut hinbekommen hat, dann kommt die Spezialisierung von ganz allein.

Das Problem der Spezialisierung sehe ich leider woanders. An anderer Stelle habe ich schon erwähnt, die Therapierichtungen sind vielfach merkwürdig. Und treiben, meine Meinung, den Beruf des HP zu weit in die Esoterische-Ecke.
Da will ich nicht hin, da gehöre ich nicht hin, da werde ich auch nie ankommen.

Handfeste Therapien, alternative Behandlungen. Das istb es was meiner Meinung nach den HP ausmacht.

Wer meine Postings liest wird sich fragen, was das (also ich) für einer ist. Ganz einfache Antwort:
Eben ein Wals-und Wiesen-HP der sich irgendwo auf der Schnittstelle vom Hausarzt und Internisten befindet.
Und das ist meine "Spezialisierung".

Noch etwas ganz Wichtiges.
Habe hier einiges in Bezug auf Frauen-HP gelesen!
Vorsicht Kollegen und Kolleginnen! Denkt bitte daran, DIE DER FORTPFLANZUNG DIENENDEN ORGANE SIND UNS TABU! Und wie ihr da vernünftig Frauenheilkunde betreiben wollt entzieht sich mir im Moment.
Auch Prostata dürfte man, sieht man es eng, nicht behandeln.
 
Habe hier einiges in Bezug auf Frauen-HP gelesen!
Vorsicht Kollegen und Kolleginnen! Denkt bitte daran, DIE DER FORTPFLANZUNG DIENENDEN ORGANE SIND UNS TABU! Und wie ihr da vernünftig Frauenheilkunde betreiben wollt entzieht sich mir im Moment.
Auch Prostata dürfte man, sieht man es eng, nicht behandeln.

Da muss ich einhaken. Diese Sichtweise (auch juristisch) ist überholt. Untersagt ist nur noch Geburtshilfe und ansteckende genitale Erkrankungen.

Also ein "Frauen-Hp" oder ein "Kinder-Hp" (man darf sich so aber nicht nennen), wäre jetzt eine Spezialisierung, die ich nicht problematisch finde, weil hier keine Sachspezialisierung, sondern Personenspezialisierung stattfindet.

@Hans,

wie schon an anderer Stelle geschrieben: Es gibt Tätigkeiten, die besondere Erfahrung und Übung erfordern (z.B. Chirurgie, Osteopathie usw.). Da ist die Forderung nach breitem Können naturgemäß unrealistisch. Aber, solche Spezialisten sollten am Ende einer Kette stehen und nicht am Anfang bzw. sie sollten Teil eines Teams sein.

Gruss Rudolf
 
Diese Sichtweise (auch juristisch) ist überholt. Untersagt ist nur noch Geburtshilfe und ansteckende genitale Erkrankungen

Da wir Hp`s keine Lobby haben, lieber Rudolf, verlasse ich mich persönlich darauf nicht!

Die "Lizenz" war a) teuer genug und b) langwierig um sie so nicht zu riskieren.
Allerdings denke ich nicht, dass allzuviele Frauen von einem solchen, nicht psychologischem, Angebot Gebrauch machen würden. Alles pers. Meinung.
 
Allerdings denke ich nicht, dass allzuviele Frauen von einem solchen, nicht psychologischem, Angebot Gebrauch machen würden. Alles pers. Meinung.

Bei einer weiblichen HP? Warum nicht? 70% meiner Patienten sind Frauen - und wir reden beim "Frauen-HP" ja nicht unbedingt vom gynäkologischen Stuhl (den überlassen wir besser den Gynäkologen), sondern eher von Problemen wie Wechseljahresbeschwerden, Zyklusstörungen, Mastopathie usw. Alles Beschwerden, die man oder frau sehr gut naturheilkundlich behandeln kann - und die nichts mit Geburtshilfe oder Geschlechtskrankheiten zu tun haben.

Übrigens rein theoretisch dürftest Du auch keine Erkältung behandeln, da Du nicht ausschließen kannst, dass es sich dabei um eine leicht verlaufende Grippe handelt. Da auch Differentialdiagnose bei Grippe untersagt ist (also nix mit Abstrich), müßten wir jeden Patienten mit Husten und Fieber wegschicken...

Gruss Rudolf
 
Rudolf schrieb:
Aber, solche Spezialisten sollten am Ende einer Kette stehen und nicht am Anfang bzw. sie sollten Teil eines Teams sein.
Nö, diese Entscheidungsfreiheit hat der Pat. Kein TCM'ler, kein Homöopath und kein Osteopath schickt einen Pat. fort weil er noch bei keinem Allgemein-Hp war. Teil eines Teams FÜR den Pat. sind wir alle, das schließt sogar Schulmediziner mit ein.

Gruß Hans
 
Kein TCM'ler, kein Homöopath und kein Osteopath schickt einen Pat. fort weil er noch bei keinem Allgemein-Hp war.

Eben. Und genau das ist das Problem. Jeder arbeitet am Patienten sein persönliches Krankheitsmodell ab (man findet ja immer was..) - und wenn der Patient Glück hat, dann passt das Krankheitsmodell des jeweiligen Therapeuten zu seinem Problem. Wenn nicht geht er eben zum Nächsten...

Die Entscheidungsfreiheit des Patienten ist eine Fiktion. Die stimmt schon in der Schulmedizin nicht, und noch weniger in der Alternativmedizin, weil dem Patienten der Hintergrund fehlt, um eine qualifizierte Entscheidung zu treffen.

Gruss Rudolf
 
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