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Die (schriftliche) Überprüfung: „Was ich nicht zu fragen wagte.“

kapinnow

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Ob sie wie erwartet stattfinden wird oder aufgrund Corona verschoben wird: Ein paar Tipps für die Überprüfung sind vielleicht willkommen. Dabei ist spannend – und ich wusste das lange nicht – dass manchenorts die schriftliche und die mündliche Überprüfung am gleichen Tag stattfinden wird. Folgende Themenbereiche scheinen mir wichtig:
  • Vorbereitung: fachlich, mental, emotional
  • Prüfungstag: Verhalten und Erleben
  • Umgang mit Multiple Choice Fragen
  • Gesprächssituation mündliche Überprüfung
  • Umgang mit Fallbeispielen
In der Folge möchte ich Informationen dazu als Kommentare anfügen.
 
Vorbereitung für die schriftliche (und für manche die mündliche) Überprüfung. Noch ist Zeit für Tipps. Heute: genau lesen. Wenn ich mir Fragen für meine Schüler*innen ausdenke, wähle ich manchmal eine Menge an wahren oder fast wahren Aussagen, von denen aber nur manche zur Frage passen. Beispiel (viel Spaß beim Knobeln):

Welche der folgenden Phänomene gehören zu den Parakinesen?

A. Stereotypien sind Äußerungen auf sprachlichem und motorischem Gebiet, welche die Tendenz haben, längere Zeit in immer gleicher Form wiederholt zu werden.

B. Bei Befehlsautomatismus führt der Patient automatisch Handlungen aus, die er selbst als nicht von ihm hervorgebracht beschreibt, wenn er sich überhaupt dazu äußert.

C. Negativistische Patienten tun gerade das nicht, was man von ihnen erwartet oder verlangt (passiver Negativismus), oder sie tun genau das Gegenteil (aktiver Negativismus).

D. Als Perseveration bezeichnet man das Haftenbleiben an zuvor gebrauchten Worten oder Angaben, die im aktuellen Zusammenhang nicht mehr sinnvoll sind.

E. Bei Kataplexsie kommt es zu einem anhaltendem Verharren in bestimmten (evtl. passiv erzeugten) Körperhaltungen mit der Unfähigkeit, sich trotz intakter Körperfunktionen spontan zu bewegen, und ggf. wächsernem Widerstand gegen passive Bewegungen (Flexibilitas cerea).
 
Falls noch Zeit ist für einen weiteren Tipp: Eine gute Vorbereitung enthält auch mindestens eine Generalprobe, die so realistisch wie möglich sein sollte. Das heißt 28 Multiple Choice Fragen (z.B. aus einer der früheren Überprüfungen) zu der gleichen Tageszeit und mit der gleichen Konzentration an einem freien Tisch mit dem Stift zu bearbeiten, den man später tatsächlich verwenden möchte. Entsprechend gehören für die mündliche Überprüfung das Gespräch, eine Prüfungssimulation anhand Fallbeispielen (z.B. Befunderhebung, Anamnese, Psychoedukation, Krisenintervention, kollegiale Beratung) zur Vorbereitung. Wer sich auf eine bestimmte Weise einstimmen möchte, sollte das ebenso vorher üben. Wer also mit inneren ängstlichen Geistern oder Störenfrieden zu tun hat, möchte diese vielleicht zuvor besänftigen, in den Schlaf singen, an einen inneren sicheren Ort bringen oder anders versorgen. Im einem„PsychCast“ Podcast habe ich kürzlich den Tipp von Dr. Alexandra Widmer gehört, dass es in ähnlichen Situationen helfen kann, sich sein eigenes Alter mit Kuli in die Hand oder auf einen Finger zu schreiben – als Erinnerung daran, dass die Überprüfung eine Erwachsenenaufgabe ist. Solche oder ähnliche Dinge zum Umgang mit den eigenen Schatten sollte man unbedingt vorher ausprobieren. Ist noch ausreichend Zeit?
 
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Nächster Tipp für die letzten Tage bis zur Überprüfung: Du hast monatelang mit Deinem Lieblingsbuch gelernt und nun fällt Dir auf, dass Du beim Wiederholen für die Überprüfung abschweifst. Noch ca. eine Woche: Deine Gedanken wandern umher. Dein Gehirn kennt das alles schon, und zwar genau so. Ihr habt das schon zig-mal gelesen. Also entweder braucht es beim Lesen jetzt eine neue Aufgabe, oder Du solltest etwas anderes lesen. Hier ein paar Vorschläge für ein anderes Lesen des ICD-10:

  • Durchforste das ICD nach Zeitkriterien.
  • Schau danach, was dort für welche Störung als charakteristisch beschrieben ist.
  • Betrachte nur die als „Inkl.“ gekennzeichneten, tw. altmodisch anmutenden Bezeichnungen wie z.B. die endogene Depression, die rezidivierende majore Depression [major depression] oder die rezidivierende vitale Depression (alle zur rezidivierenden depressiven Störung, gegenwärtig schwere Episode und alle ohne psychotische Symptome).
  • Frage Dich beim Lesen, wie es wohl mit der Krankheitseinsicht bzw. Therapiemotivation stehen könnte.
Vermutlich fallen Dir noch viel mehr interessante Möglichkeiten dazu ein.

Oder du liest etwas anderes. Achte besonders drauf, dass die Quelle verlässlich ist. Sehr gut validiert sind die Informationen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die zwecks Breitenanspruch recht oberflächlich sein müssen, und die sogenannten Leitlinien, die von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V (AWMF) zentral bereitgestellt werden. Letztgenannte Dokumente sind teilweise sehr umfangreich: selektives Lesen lohnt sich. Auch valide: die ÄrzteZeitung, die ebenfalls online verfügbar ist und immer wieder interessante Informationen und tw. Fortbildungsartikel mit Multiple Choice Fragen veröffentlicht, die auch für angehende Heilpraktiker zumindest auszugsweise nützlich und verständlich sind.
 
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