Gabrielepetra
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Hallo zusammen,
ich wollte Euch einfach, zwecks Information und Vorbereitung, die Antwort eines Tierarztes bzgl eines Praktikums vorstellen. (siehe unten) Hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht?
Sehr geehrte Frau T-,
es war die indirekte Frage, ob Sie selbst Tierärztin sind und gehofft hatten, sich bei mir in Naturheilverfahren weiterbilden zu können.
Auch Schülerpraktikanten sind nicht versichert, selbst wenn die Schulen das immer wieder beteuern. Aus diesen Gründen werden die meisten Schülerpraktikanten in Tierarztpraxen abgelehnt. Das Jugendschutzgesetz steht nun mal über allem und das verbietet eben jenen Umgang mit potentiell infektiösen Dingen. Die Schulbehörde lehnt bisher ausdrückliche Zusagen darüber ab.
Ist Ihnen die brenzlige Konstellation zwischen Tierärzten und Tierheilpraktikern eigentlich bewußt? Ich bin mir nicht sicher, ob Sie sich der Tragweite dessen um was Sie da gebeten haben bewußt sind. Und weil Sie in Ihren Mails so geduldig, wie freundlich waren, möchte ich nun doch einmal darauf eingehen.
Der Tierheilpraktiker ist und bleibt nun mal ein Phantasieberuf, bitte fühlen Sie sich nicht persönlich bewertet. Im Gegensatz zum Naturheilpraktiker in der Humanmedizin unterliegen beim Tierheilpraktiker weder der Ausbildungsinhalt noch die Abschlüsse staatlichen Kontrollen. Das kann man auch gerne mit dem Hufpfleger und dem Hufschmied vergleichen. Viele Hufpfleger tun ordentlich ihre Arbeit und leisten auf dem Gebiet der Barhufpflege einiges. Trotzdem ist der Hufpfleger kein staatlich anerkannter Beruf, die Ausbildungsinhalte variieren bei den jeweiligen Erfindern einer bestimmten Methode der Hufbearbeitung und der Hufpfleger darf auch keine Eisen aufnageln, auch keine Kunststoffbeschläge.
Das Betätigungsfeld eines Tierheilpraktikers ist um vieles weiter als das eines Hufpflegers. Er könnte physikalische Therapien anwenden, Akupunktur, Homöopathie, Kräuter. Aber vor allem steht steht doch erst mal eine gesicherte Diagnose. Da stehen ihm zur Verfügung sein Gehör und sein Verstand für eine ausführliche Anamnese, Adspektion und vielleicht noch Auskultation. Doch leider ist es damit oft nicht getan. Schon eine Blutentnahme ist rechtswidrig , abgesehen davon dass es doch einiges an medizinischen Kenntnissen braucht um die Bedeutung von veränderten Laborwerten einzuordnen. Die Krankenschwester darf auch erst nach vorheriger Schulung iv stechen und Blut entnehmen, und sie ist kein medizinischer Laie.
Und dann die regelmäßigen Grenzübertretungen. Gelangweilte Hausfrauen besuchen Abend- oder Wochenendkurse und tauchen dann als DiplomTierpsychologen in irgendeinem Werbeblättchen auf. Ein Diplom ist aber der erste akademische Grad und den bekomme ich nach mindestens erfolgreich abgeschlossenem Hochschulstudium und dem Schreiben einer Diplomarbeit. Ein Hochschulstudium in Fachrichtung Tierpsychologie aber gibt es nicht. Guttenberg läßt grüßen und den hat es das Ministeramt gekostet.
Bis vor einiger Zeit sind sie, wenn sie versuchten nach einem Tierarzt in St. K. zu googeln, auf die adresse der Heilpraktikerin gelangt. Wie kann das sein? Und natürlich gibt es bis heute Tierhalter die glauben es existieren 2 Tierarztpraxen in St. K. Dem wird von Seiten der Heipraktikerin anscheinend nicht widersprochen. Schließlich hat man es in der Hand unter welchen Suchbegriffen man gefunden werden möchte und es ist, wenn man weiß wie, auch nachzusehen.
Und nun kommen Sie und fragen mich nach einem Praktikum. Ich nehme an, Sie glauben allen Ernstes daran, eine Tierarztpraxis in der Umgebung zu finden, in der Sie lernen können. Ich unterstelle Ihnen persönlich nichts Hintersinniges aber ich möchte ihnen verständlich machen, wie Ihr Ansinnen aus Sicht des Tierarztes wirkt. Der Tierarzt ist immer zwangszahlendes Mitglied seiner Kammer. Er ist einer Berufsordnung und einer Gebührenornug unterworfen und den anfeindenden Kontrollen aus den Reihen der Amtstierärzte ausgesetzt. Er zahlt Höchstbeträge an die Berufsgenossenschaft, seinen Bundesverband und das Versorgungswerk. Die Tierhalter erwarten von ihm ständige Bereitschaft zu billigsten Preisen, der Gesetzgeber immer neue Formulare und die Pharmaindustrie veramscht in Apotheken rezeptfrei, was er zuvor an die Tierhalter verargumentiert hat, obwohl wir Tierärzte eigene Apotheken führen.
Der Numerus Clausus zum Stdium der Vetrinärmedizin ist höher als in jedem anderen Studium, dafür haben wir Tierärzte auch die höchste Scheidungs- und Suizidrate. Wir arbeiten nach dem Studium als fertiger Tierarzt zu Löhnen, dafür geht heut niemand mehr im Supermarkt Waren aufpacken.
Wenn Sie einen Frisörladen führen würden und ich käme zu Ihnen um Sie zu bitten, bei Ihnen ein Praktikum machen zu dürfen, damit ich bei mir zu Hause meinen Nachbarn und Bekannten und allen die das sonst noch wollten die Haare zu machen, wie würden Sie reagieren?
Glauben Sie mir, ich habe all die Übertretungen der ansässigen Tierheilpraktikerin ausgesessen. Sie hat in schöner Regelmäßigkeit versucht Leute, die eine Grunderkrankung ihres Tieres bei ihr homöopathisch unterstützt haben wollten, wegzuüberweisen in ihre Lieblingstierklinik. Und ich überweise spezielle Fälle sowieso schnell an die entsprechenden Fachkollegen.
Meinen Sie, Ihre Anfrage fällt bei mir wie bei den meisten Kollegen auf fruchtbaren Boden? Aus den Fachforen im Internet weiß ich, dass gegen Kollegen die Laien in speziellen Tätigkeit wie Blutentnahme, Chippen oder ähnlichem schulen, mit einem Kammerverfahren zu rechnen haben. Irgendwie scheinen etliche Menschen zu glauben, nur weil es Tiere sind dürfen Laien ihnen Blut abzapfen, Markierungen anbringen oder an ihnen herumdoktorn.
Frau T., es liegt mir wie schon betont fern, Ihnen hier geschildertes Verhalten Ihrer zukünftigen Kollegen zu unterstellen. Ich wollte Ihnen boß klarmachen, warum ich Ihnen auf keinen Fall einen Praktikumsplatz bieten werde und warum es sogar regelrecht schwer werden könnte, einen zu finden.
Trotzdem wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihren Weg finden werden, vor allem, dass Sie an eine seriöse "Akademie" geraten sind. Ich habe nur die Befürchtung, dass auch hier der Name wieder Programm ist. ( An einer Akademie werden Akademiker ausgebildet, sie ist eine Hochschule oder zumindeste Fachhochschule. Um an ihr zu studieren braucht man die Hochschulreife, sprich Abitur. Es gibt aber in Deutschland keine Hochschule für Tierheilverfahren. Wirklich nicht. Alles andere ist Anmaßung und das macht es leider so schwer, wenn man selber viele Jahre der akademischen Ausbildung durchgestanden hat, Absolventen aus solch hochgestalpelten Bildungseinrichtungen, egal wie kompetent und engagiert sie auch sein mögen, ernst zu nehmen.)
Ihnen alles Gute und viele Grüße, bitte sehen Sie das Geschriebene nur als Ehrlichkeit, nicht als Herabsetzung oder Unterstellung.
ich wollte Euch einfach, zwecks Information und Vorbereitung, die Antwort eines Tierarztes bzgl eines Praktikums vorstellen. (siehe unten) Hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht?
Sehr geehrte Frau T-,
es war die indirekte Frage, ob Sie selbst Tierärztin sind und gehofft hatten, sich bei mir in Naturheilverfahren weiterbilden zu können.
Auch Schülerpraktikanten sind nicht versichert, selbst wenn die Schulen das immer wieder beteuern. Aus diesen Gründen werden die meisten Schülerpraktikanten in Tierarztpraxen abgelehnt. Das Jugendschutzgesetz steht nun mal über allem und das verbietet eben jenen Umgang mit potentiell infektiösen Dingen. Die Schulbehörde lehnt bisher ausdrückliche Zusagen darüber ab.
Ist Ihnen die brenzlige Konstellation zwischen Tierärzten und Tierheilpraktikern eigentlich bewußt? Ich bin mir nicht sicher, ob Sie sich der Tragweite dessen um was Sie da gebeten haben bewußt sind. Und weil Sie in Ihren Mails so geduldig, wie freundlich waren, möchte ich nun doch einmal darauf eingehen.
Der Tierheilpraktiker ist und bleibt nun mal ein Phantasieberuf, bitte fühlen Sie sich nicht persönlich bewertet. Im Gegensatz zum Naturheilpraktiker in der Humanmedizin unterliegen beim Tierheilpraktiker weder der Ausbildungsinhalt noch die Abschlüsse staatlichen Kontrollen. Das kann man auch gerne mit dem Hufpfleger und dem Hufschmied vergleichen. Viele Hufpfleger tun ordentlich ihre Arbeit und leisten auf dem Gebiet der Barhufpflege einiges. Trotzdem ist der Hufpfleger kein staatlich anerkannter Beruf, die Ausbildungsinhalte variieren bei den jeweiligen Erfindern einer bestimmten Methode der Hufbearbeitung und der Hufpfleger darf auch keine Eisen aufnageln, auch keine Kunststoffbeschläge.
Das Betätigungsfeld eines Tierheilpraktikers ist um vieles weiter als das eines Hufpflegers. Er könnte physikalische Therapien anwenden, Akupunktur, Homöopathie, Kräuter. Aber vor allem steht steht doch erst mal eine gesicherte Diagnose. Da stehen ihm zur Verfügung sein Gehör und sein Verstand für eine ausführliche Anamnese, Adspektion und vielleicht noch Auskultation. Doch leider ist es damit oft nicht getan. Schon eine Blutentnahme ist rechtswidrig , abgesehen davon dass es doch einiges an medizinischen Kenntnissen braucht um die Bedeutung von veränderten Laborwerten einzuordnen. Die Krankenschwester darf auch erst nach vorheriger Schulung iv stechen und Blut entnehmen, und sie ist kein medizinischer Laie.
Und dann die regelmäßigen Grenzübertretungen. Gelangweilte Hausfrauen besuchen Abend- oder Wochenendkurse und tauchen dann als DiplomTierpsychologen in irgendeinem Werbeblättchen auf. Ein Diplom ist aber der erste akademische Grad und den bekomme ich nach mindestens erfolgreich abgeschlossenem Hochschulstudium und dem Schreiben einer Diplomarbeit. Ein Hochschulstudium in Fachrichtung Tierpsychologie aber gibt es nicht. Guttenberg läßt grüßen und den hat es das Ministeramt gekostet.
Bis vor einiger Zeit sind sie, wenn sie versuchten nach einem Tierarzt in St. K. zu googeln, auf die adresse der Heilpraktikerin gelangt. Wie kann das sein? Und natürlich gibt es bis heute Tierhalter die glauben es existieren 2 Tierarztpraxen in St. K. Dem wird von Seiten der Heipraktikerin anscheinend nicht widersprochen. Schließlich hat man es in der Hand unter welchen Suchbegriffen man gefunden werden möchte und es ist, wenn man weiß wie, auch nachzusehen.
Und nun kommen Sie und fragen mich nach einem Praktikum. Ich nehme an, Sie glauben allen Ernstes daran, eine Tierarztpraxis in der Umgebung zu finden, in der Sie lernen können. Ich unterstelle Ihnen persönlich nichts Hintersinniges aber ich möchte ihnen verständlich machen, wie Ihr Ansinnen aus Sicht des Tierarztes wirkt. Der Tierarzt ist immer zwangszahlendes Mitglied seiner Kammer. Er ist einer Berufsordnung und einer Gebührenornug unterworfen und den anfeindenden Kontrollen aus den Reihen der Amtstierärzte ausgesetzt. Er zahlt Höchstbeträge an die Berufsgenossenschaft, seinen Bundesverband und das Versorgungswerk. Die Tierhalter erwarten von ihm ständige Bereitschaft zu billigsten Preisen, der Gesetzgeber immer neue Formulare und die Pharmaindustrie veramscht in Apotheken rezeptfrei, was er zuvor an die Tierhalter verargumentiert hat, obwohl wir Tierärzte eigene Apotheken führen.
Der Numerus Clausus zum Stdium der Vetrinärmedizin ist höher als in jedem anderen Studium, dafür haben wir Tierärzte auch die höchste Scheidungs- und Suizidrate. Wir arbeiten nach dem Studium als fertiger Tierarzt zu Löhnen, dafür geht heut niemand mehr im Supermarkt Waren aufpacken.
Wenn Sie einen Frisörladen führen würden und ich käme zu Ihnen um Sie zu bitten, bei Ihnen ein Praktikum machen zu dürfen, damit ich bei mir zu Hause meinen Nachbarn und Bekannten und allen die das sonst noch wollten die Haare zu machen, wie würden Sie reagieren?
Glauben Sie mir, ich habe all die Übertretungen der ansässigen Tierheilpraktikerin ausgesessen. Sie hat in schöner Regelmäßigkeit versucht Leute, die eine Grunderkrankung ihres Tieres bei ihr homöopathisch unterstützt haben wollten, wegzuüberweisen in ihre Lieblingstierklinik. Und ich überweise spezielle Fälle sowieso schnell an die entsprechenden Fachkollegen.
Meinen Sie, Ihre Anfrage fällt bei mir wie bei den meisten Kollegen auf fruchtbaren Boden? Aus den Fachforen im Internet weiß ich, dass gegen Kollegen die Laien in speziellen Tätigkeit wie Blutentnahme, Chippen oder ähnlichem schulen, mit einem Kammerverfahren zu rechnen haben. Irgendwie scheinen etliche Menschen zu glauben, nur weil es Tiere sind dürfen Laien ihnen Blut abzapfen, Markierungen anbringen oder an ihnen herumdoktorn.
Frau T., es liegt mir wie schon betont fern, Ihnen hier geschildertes Verhalten Ihrer zukünftigen Kollegen zu unterstellen. Ich wollte Ihnen boß klarmachen, warum ich Ihnen auf keinen Fall einen Praktikumsplatz bieten werde und warum es sogar regelrecht schwer werden könnte, einen zu finden.
Trotzdem wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihren Weg finden werden, vor allem, dass Sie an eine seriöse "Akademie" geraten sind. Ich habe nur die Befürchtung, dass auch hier der Name wieder Programm ist. ( An einer Akademie werden Akademiker ausgebildet, sie ist eine Hochschule oder zumindeste Fachhochschule. Um an ihr zu studieren braucht man die Hochschulreife, sprich Abitur. Es gibt aber in Deutschland keine Hochschule für Tierheilverfahren. Wirklich nicht. Alles andere ist Anmaßung und das macht es leider so schwer, wenn man selber viele Jahre der akademischen Ausbildung durchgestanden hat, Absolventen aus solch hochgestalpelten Bildungseinrichtungen, egal wie kompetent und engagiert sie auch sein mögen, ernst zu nehmen.)
Ihnen alles Gute und viele Grüße, bitte sehen Sie das Geschriebene nur als Ehrlichkeit, nicht als Herabsetzung oder Unterstellung.